Golden year!

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PetroleumlampeIch konnte länger nicht bloggen. Hatte zu tun. Packerln auspacken zum Beispiel.

Letzten Winter habe ich in Familie Rockt vom „Golden Year“ geschrieben. Das ist eine Erfindung von zwei schwedischen Bloggerinnen bzw Podderinnen. Sie sind Schwestern und soziale Medien-Königinnen. Selber waren sie mit Anfang 30 beide eher mittelprächtig unterwegs, die eine sogar so gut wie bankrott. Aber dann haben sie begonnen ihre Leben aufzuräumen. Sie haben ihre Finanzen gekläret, energieraubende Freunde aus dem Leben entfernt, sinnlose Projekte aufgegeben, Psychotherapie gemacht, Wohnung umgestaltet, neue Jobs gesucht und sich überlegt: Wie wollen sie leben? Ihr golden year hat gefunkt. Heute leben sie in großartigen Wohnungen, haben noch mehr Kinder, eine eigene Firma mit sehr großem Erfolg, weil sehr innovativ. Man wird ein wenig überfordert, wenn man das ganze Glück mitansehen muss. Ich denk mir unweigerlich: Wenn sie so viel Schönes haben, macht dann das Schöne überhaupt noch glücklich? Braucht es nicht ein wenig Kopfluft? (Aber die Sorge habe ich nicht).  Gleichzeitig sprechen sie ganz offen über Lebensängste, Eifersucht und peinlichen Erlebnissen. Z.B. als Hannah sich für ein Date mit ihrem Mann seit 3 Jahren das erste mal Körperhaare entfernen wollte. Sie hatte sich Enthaarungsschaum auf die Beine und auf die Mumu geschmiert und eine Maske aufgelegt. Da trat sie dem am Boden krabbelnden Babysohn auf die Hand, der noch nie zuvor in seinem Leben Schmerz empfunden hatte und daher sehr laut schrie und daher sofort gestillt werden wollte. Sie hob ihn auf und legte ihn an – im Stehen. Denn sitzen konnte sie wegen dem Enthaarungschaum nicht. Und dann musste sie 20 Minuten so stehen bleiben. Viel länger als die Einwirkungszeit des Schaums gewesen wäre. Danach war sie dermassen haarlos, wie noch nie in ihrem Leben. Irgendwie sehr unfeministisch, weil stillen, verheiratet und enthaart. Aber auch irgendwie witzig intim, humorvoll und voller Selbstdisdanz. Ich kann mir schwer vorstellen, dass in Österreich eine Chefredakteurin solche Anekdoten von sich geben würde. Aber ich kann mir auch schwer vorstellen, dass irgendein Chefredakteur in Österreich einen Pod einspielen könnte, den jede Woche 400.000 Menschen hören wollten.

petroleumlampe glas

Im Packerl war diese Petroleumlampe mit geschliffenen Glas. Stammt natürlich aus dem popshop. Habe ich mir gegönnt um damit das Jahr des Wohnens einzuleiten.

Golden Year

Jedenfalls schein für mich dieses Jahr das golden year gewesen zu sein. Es hat lange nicht danach ausgesehen. Dass es doch das golden year ist, stellte sich erst im Herbst heraus und war von einer insgesamt 8 Wochen dauernden chronischen Bronchitis begleitet. Also gut kaschiert.

Deswegen habe ich auch lange nicht gebloggt. Ich hatte eine innere Sperre, weil sich plötzlich so viel getan hat. Viele Entscheidungen und viel Ungewisses. Außerdem dauernd krank und eingeschränkt.

Aber jetzt merk ich: Ah….dass Projekt, an dem ich seiftest einem Jahr arbeite, ist ja doch viel wichtiger als ich dachte! Es bringt Geld und stellt mich sehr zufrieden und mündet in neue Projekte. Frühere Projekte, wie „Familie Rockt TV“, waren witzig und innovativ, aber ein dauerndes Gerangel um die Kohle und außerdem arbeite ich als ADHSlerin sehr gerne allein am Computer und nicht immer an einem Set mit vielen Leuten. Außerdem verpuffen solche Projekte in der österreichischen Medienlandschaft. Als wäre das Format nie gewesen.

Das Jahr des Wohnens

Außerdem habe ich im letzten Jahr mit UNGEHEURER Sehnsucht um eine Wohnung gekämpft. So groß war die Sehnsucht, dass ich bereits selber gefunden habe, dass das total krankhaft von mir ist. Man kann ein so eine Wohnung nicht für SOOO wichtig empfinden. Man muss auch glücklich werden, ohne diese Wohnung durchzusetzen, habe ich mir dauernd gesagt und gleichzeitig gewußt, dass ich meine Sehnsucht nicht vergraben kann. Aber nach fast 12 Monaten habe ich gemerkt, wie sie meine Kräfte auffrisst und ich abschließen muss – auch weil sie sich offensichtlich nicht erfüllen läßt. Desperat habe ich mich nach einer Ersatzwohnung umgesehen, obwohl ich eigentlich keine Wohnung brauche (das auch noch!) und dann habe die perfekte Ersatzwohnung gefunden (obwohl ich eigentlich keine brauche). Sie war sogar in vielen Punkten besser als die erste Wohnung. Also schrieb ich dem Besitzer der ersten Wohnung, dass ich am Tag darauf vor habe den Vertrag für die zweite Wohnung zu unterschreiben und ich daher kein Interesse mehr an der ersten hätte. 10 Minuten später schrieb er mir zurück, gut, dann kannst du die erste Wohnung doch haben… Könnt ihr euch vorstellen, dass man da gar nicht glücklich ist im ersten Moment?

Also ich war vollkommen überfordert. Wahrscheinlich ist das auch eine Art von Freude, wenn man es nicht fassen kann und total erschöpft ist und nicht mehr daran geglaubt hat, dass es was wird und dann wird es doch was und man kann gar nichts empfinden, sondern nimmt die Neuigkeit einmal zur Kenntnis. Aber man empfindet ja natürlich doch eine Art Erleichterung und Ruhe in der ganzen Nervösität.

Seit einigen Wochen beschäftige ich mich nun intensiv mit dieser Wohnung und es wird mein Leben sehr verändern. Darüber hinaus habe ich eine andere Wohnung verkauft, die mir gehört hat seit ich 26 Jahre alt war. Meine Singlemom-Wohnung. Selbst gekauft und selbst hergerichtet. Und das Geld, das ich damit verdient habe, stecke ich nun in die neue Wohnung und in eine kleine Hütte, die ich überraschend im November in Stockholm gekauft habe. Ich weiß nicht, ob ich das schon realisiert oder nur zur Kenntnis genommen habe!

wien

Die neue Petroleumlampe wird mit umziehen

Das heißt, das nächste Jahr wird alles anders. Alles!

Man muss sich nur bewegen und Entscheidungen treffen, dann passiert auch was. Und damit meine ich nicht: „Ich entscheide mich, dass ich mehr Luxus brauche.“ Sondern eher: „Ich will mehr Luxus also entscheide ich mich ab nächstes Jahr jede Woche 5 Überstunden zu machen.“ Oder: „Ich will mehr Zeit für mich, also entscheide ich mich, die Kinder Nachmittags betreuen zu lassen und nicht mehr zu bügeln.“ Oder: „Ich will meinen Job wechseln, also entscheide ich mich mich zu bewerben, auch wenn ich nicht damit rechne genommen zu werden.“ Oder: „Ich will abnehmen, also entscheide ich mich ab jetzt keinen Aufzug mehr zu benutzen und wenn, muss ich zur Strafe danach auch noch eine zuckerhaltige Limonade trinken und mich selber hassen.“ So in der Art.

neue Wohnung wie

Neue Wohnung. Da gehts schon voll ab! Hilti und so.

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About Author

Patrice Fuchs ist 41 Jahre alt, betreibt in Wien ein Umstandsmoden- und ein Designgeschäft, eine Zeitung "Familie Rockt", eine Fernsehshow "Familie Rockt TV", dreht Dokumentationen und unterhält dieses Elternblogportal. Aja und Mama von drei Gschropen ist sie auch.

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