Soll ich Hofer wählen?

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Denn es zeigt transparent und ohne Maske, wie Österreich wirklich ist. Ein postfaschistischer Staat.

Nach dem Krieg wurde Österreich wieder „aufgesperrt“, aber es waren halt nur mehr die Mitläufer und Nazis da. Eine kleine Hand voll aufrechter Menschen gab es wohl auch, die keine Juden verraten, Hitler nicht freudig bejubelt und sich nicht freudig alles „eingenaht“ haben, was die Vertriebenen da lassen mussten. Aber das waren nur ganz wenige. Waren deine Grosseltern unter diesen Menschen?

hofer wählen

Der Rest hatte erst mal ein Ziel: Möglichst schnell materiellen Wohlstand erwerben. Bildung, Kreativität, Humor und Freude waren nicht wichtig. Wichtig waren: Viel Schnitzel, Bier, ein Auto und ein sicherer Job ohne viel Verantwortung und der Möglichkeit früh in Pension zu gehen.

Was passiert, wenn es nur um den eigenen Vorteil geht?

Was man vor dem Krieg gelernt hatte, setzte man fort. Schau ma nur auf uns selber und scheissen wir auf die anderen. Die Kinder der mächtigen gehen ins Gymnasium und studieren danach und bekommen die guten Jobs. Die Wenigermächtigen halten wir dumm. Dann hatten wir bald sehr viele ungebildete Leute im Land, die, wie die Gebildeten nur auf ihren Vorteil geschaut haben. Feminismus war etwas, worüber man lacht und AusländerInnen  kann man beschen. Wer braucht Ästhetik und Feingeist? Weder die Ungebildeten noch die Gebildeten,  grobschlächtig und ignorant sind sie alle. Das war unterm Wolfgang Ambros (als er noch vital war), unterm Ludwig Hirsch und Georg Danzer so und das ist auch heute so. Das einzige was sich verändert hat: Die Leute sind keine klassischen Hackler mehr sondern verdienen gut aber fühlen sich trotzdem benachteiligt und sind dem Nächsten jedes Eis am Stiel neidig.

Österreich wollte sich nie verändern

Und daher ist es in den letzten 70 möglichst gleich geblieben. Die Medien, die Politik und die Wirtschaft. Hier sitzen die selben Leute und ihre Kinder seit Jahrzehnten und reproduzieren den Mist ihrer VorgängerInnen. „Österreich ist kein Einwanderungsland“ steht auf der FPÖ Homepage. Was sie nicht wissen: Die meisten Flüchtlinge wollen eh nicht nach Österreich. Sie wollen nach Deutschland, England oder Schweden. Österreich spielt weder unter Flüchtlingen noch in der Welt generell eine Rolle. Im Gegenteil, es ziehen immer mehr ÖsterreicherInnen aus Österreich ins Ausland.

Die Hofer-Wähler wollen, dass Österreich in der Hand der ÖsterreicherInnen bleibt und ich kann ihnen sagen: Keine Sorge! Niemand will uns Österreich wegnehmen. Hier bewegt sich nichts, die Stimmung ist schlecht, die Menschen unfreundlich und unsympathisch, man erfreut sich am Schaden des anderen, versucht möglichst viel für möglichst wenig Aufwand zu bekommen und findet einen Strache und einen Hofer gut, die mit Nazis befreundet sind und Menschen diskriminieren.

Also, liebe Hofer- und Strache-WählerInnen: Behalt´s euch dieses Österreich. Und alle ihr, ob ihr Kohl oder VdB gewählt habt, die ihr für das duale Schulsystem seid und nur drauf schaut, dass eure eigenen Kinder besser gestellt sind als die Kinder der anderen, anstatt ein Miteinander zu verfolgen und zu fördern, euch gehört dieses Österreich auch. Ihr habt es euch verdient. Ihr habt auch den Hofer verdient.

Soll ich Hofer wählen?

Soll ich bei der Stichwahl auch Hofer wählen? Denn eigentlich, finde ich, sollen die ganzen Hofer-WählerInnen ihren Hofer bekommen. Dann sehen sie wie lustig und positiv und freudig so ein FPÖler uns in die Zukunft führt.

Die Hofer-WählerInnen glauben, sie seien aufrührerisch und provokant wenn sie den Hofer wählen. Und sie glauben, der Hofer wird dann den Mächtigen zeigen, wie es läuft. „Der ist einer von uns“. Ja, weil ihr alle nur an euch selber denkt. So einer ist er. So seid ihr.

Wenn ihr im Auto sitzt, sind die Fahrradfahrer die „Arschlöcher“, die man am Liebsten niederführen tät. Wenn ihr selber am Fahrrad sitzt, können die Autofahrer und die Fussgeher „in Orsch“ gehen. Die ganzen „Sozialschmarotzer“, die auf eure Kosten leben, gehören abgeschossen, sagt ihr. Aber wenn ihr selber 100 Krankentage im Jahr habt oder gar in Frühpension geht, seid ihr keine Sozialschmarotzer. Denn dann „steht euch das zu“.

Das Problem ist: Wem soll ein Hofer oder ein Strache also helfen? Wenn alle allen neidig sind? Euch, oder euren Nachbarn? Und vor allem: Hofer und Strache ticken ja genauso wie ihr. Die denken ja auch nur an sich und an niemanden sonst. Wie war das mit dem Haider, als er Kärntner Landeshauptmann war? Wem hat er geholfen? Sich selbst und seinem Netzwerk. Das Bundesland kann das bis heute ausbaden. Aber die KärntnerInnen haben ihn ja gewählt und deswegen verdient. Genauso wie Österreich jetzt eigentlich einen Hofer verdient hätte. Wozu einen VdB zwischenschieben? Damit es so aussieht, als wäre Österreich lieb und zahnlos, obwohl Österreich voller EgoistInnen und Rassistinnen ist?

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11 Kommentare

  1. Mit der Beschreibung Österreichs als egoistischer Neidgesellschaft hast Du leider recht, Patrice. Seit Qualtingers Analyse Österreichs mit dem Herrn Karl hat sich offensichtlich nicht wirklich etwas geändert in diesem Land.

  2. Ooohhh mannnn!! Patrice, warum senkst dich auf so einem niedrigen niveau um überhaupt darüber nachzudenken, schreiben und zeit zu verlieren??? Es ist egal ob hofer, aldi, billa, heider, strache…usw usw. Wir werden sowieso darüber nicht gefragt. Und entscheiden werden wir nie

    • Immerhin kann man in Österreich über das Staatsoberhaupt entscheiden, anderswo geht das nämlich nicht, siehe Deutschland. Dieses Gejammere ist meiner Ansicht nach lediglich ein Grund, sich nirgendwo einzumischen und zu engagieren. Sehr bequem, pfui Teufel.

    • Was heißt wie lang? Ich verstehe Deinen Kommentar leider nicht. Überhaupt bin ich immer skeptisch wenn es um „Die Wahrheit“ geht. Es gibt richtig und falsch aber auch das ist eine Frage der Sichtweise. Mit Ausnahme in der Mathematik und in weiteren naturwissenschaftlichen Disziplinen ist das, was richtig ist, das Ergebnis eines gesellschaftlichen Konsens und bestimmt keine absolute Wahrheit.

      • danke stephan!
        „die wahrheit“ gibt es nicht. es gibt WIRKlichkeiten. und diese wirklichkeiten stellt man selbst her. ständig, täglich, immer.
        wer das einmal begriffen hat, hat sein leben in der eigenen hand und kann zwar sein versagen niemandem umhängen, dafür aber die erfolge und die glücklichen momente umso voller genießen und begreifen, schätzen und teilen
        und wer bei der BP-wahl nicht wählt oder gar hofer wählt – was auf das selbe hinausläuft – hat es TATSÄCHLICH verdient von einem rechtspopulistischen demagogen mit affinität zum nationalsozialismus repräsentiert zu werden.

        im übrigen kann ich das lamento der autorin – als echter wiener der ich bin – nachvollziehen. das ist einfach in unserer seele uns damit auch der grund für den schlamassel. immer ist irgendjemand schuld. in dem fall ein halb-reflektiertes WIR. ist aber nur eine stilistische formlösung. im endeffekt externalisiert die autorin die schuld an den umständen und ist damit genau in der selben dynamik wie das von ihr angekreidete angesiedelt.

        dass es anders geht beweisen andere.

        • Absolut Patrice on

          Die Schuldfrage gehört ja zur Analyse dazu. Sonst kann man nichts verändern. Ich versuche ohne Unterbrechung meines beizutragen. Ich weiß nicht wie effektiv natürlich, aber ich versuche es. Ich bin hilfsbereit, ich zeige Zivilcourage, misch mich ein, habe mit meinen Mann ein Designgeschäft, mit dem wir tatsächlich mithelfen wollen die Lebensqualität auf eine sinnliche und ästhetische Weise zu steigern, statt sich nur stereotype materielle Ziele zu setzen, betreibe meinen Blog um zu zeigen, dass man aus dem Privaten heraustreten und seine Meinung öffentlich sagen kann ohne dass was Furchtbares passiert, wir haben eine Pflegetochter weil wir finden, dass jedes Kind wichtig ist, nicht nur die leiblichen und haben die Kinder immer in die nächstgelegenen Schulen mit hohem „AusländerInnenanteil“ gesteckt. Unser Ziel ist es nette und soziale Kinder zu erziehen, die Eigenverantwortung übernehmen. Ich habe keine Ahnung, wie gut uns das alles gelingt und ob es der richtige Weg ist, aber ich und mein Mann, wir strengen uns wirklich an.

  3. Ich wünschte, ich könnte dir widersprechen, aber ich kann es nicht. Irgendwie hat das ein Muster. Österreich spielt immer die selbe Rolle, es läuft einfach mit.

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