Kim Kardashian und Wien

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Wenn Kim Kardashian nach Wien kommt und auf den Opernball geht, dann hat das eine große Bedeutung. Also für Wien. Nicht für die Kim.

Was macht Kim mit Wien?

Ich glaube, in Österreich unterschätzen das die PolitikerInnen und Medienleute. Das heißt, wenn Baumeister Lugner, jemanden wie Kim Kardashian einlädt, sollten Häupl und Co sich überlegen, wie sie mit Kims Besuch medial umgehen sollten.

pocher

Beim Opernball kam ja der Pocher mit Blackface zu Kim. Und er machte einen Schmäh, bei dem er das N-Wort verwendete. Er ist natürlich kein Rassist. Und es gibt auch viele Hollywoodfilme und amerikansiche Komödianten, die das N-Wort verwenden. Aber immer in einem Kontext, der eindeutig definiert ist und sich über spezielle Winkel in der Anwendung des Wortes lustig macht, die gleichzeitig nicht Rassismus verharmlosen.

Nachdem Pocher ein berühmter, hochdotierter Komedian ist, sollte er sich mit den Dingen auskennen, über die er sich lustig macht. In Österreich oder Deutschland macht sich kein Kabarettist einfach so lustig über den Holocaust. Das passiert einfach nicht. Jeder weiß, wo die Grenzen liegen. In den USA ist die jahrhundertelange Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung, ein Thema, dass enorm wichtig ist und mit Fingerspitzengefühl abgehandelt wird. Es gibt jedes Jahr den „black history month“, in dem ganz Amerika sich mit der schwarzen Geschichte auseinandersetzt. Es gibt trotzdem viele Comedians, die sich lustig über RassistInnen machen. Viele machen sich auch über Stereotypien in Verbindung mit Rassismus lustig. Aber sie wissen was sie tun und sie malen sich kein Blackface. Weil Blackface für Rassismus steht. Schaupsieler machten bis in die 60er Jahre Blackfaces, weil schwarze Menschen nicht mitspielen sollten. Die Darstellung der schwarzen Person war außerdem sehr stereotyp und lächerlich machend.

Kim Kadashians Mann, Kenye West, ist schwarz und ist außerdem ein sehr bekannter Kämpfer gegen jede Form von Rassismus. Er hat studiert und ist historisch bewandert. Wenn man seiner Frau mit einem so plumpen und brisanten Scherz konfrontiert, macht man keine Punkte.

Und worauf ich hinaus will: Wien und Österreich machen durch diese Mediengeschichte keine Punkte. Warum kommen AmerikanerInnen nach Wien? Viele kommen, weil ihre Vorfahren aus dieser Stadt fliehen mussten und sie sich mit ihren Wurzeln auseinandersetzen. Andere kommen, wegen Richard Strauß, Sigmund Freud und Adolf Loos. Wegen unserer modernen Architektur kommt kaum jemand. Auch nicht wegen unserer Popkultur. Das bedeutet: Bei jüngeren Leuten steht Wien oder Österreich auf der Reiseliste nicht weit oben. Und durch Kims Besuch in Wien, wird das nicht besser. Österreich kommt als kleines unbedeutendes Rassismus-Hinterland rüber. Österreichische PolitikerInnen, inklusive Häupl, haben darauf nie reagiert. Es gab ein paar Berichte in den Medien, die aber immer auch einen Schwung Verachtung gegenüber den Kardashians beinhalteten. Die Lugners von Kalifornien sozusagen. Wer braucht die?

Ist Kim Kardashian relevant für Wien?

Dass die Familie Kardashian eine Reality Soap haben, die permanent auf der ganzen Welt läuft und noch dazu in x Wiederholungen, ist jedoch relevanter, als man denkt. Millionen Menschen, vor allem Leute zwischen 10 und 45 schauen täglich Kardashians. Alle größeren Tageszeitungen und Magazine weltweit haben über ihren Besuch berichtet. Tausende Blogs haben die Berichte übernommen. Der Wienbesuch war ausschlaggebend dafür, dass Kim heute keine Events mehr gegen Scheck besucht. Und alle haben gelernt: In Wien gibt es viele dekadente Leute, die relativ unprofessionell sind, ihre Verträge nicht einhalten und rassistische Scherze machen. Der mediale Impact ist unschätzbar groß – und sehr negativ für Wien.

 

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3 Kommentare

  1. Kim in Vienna !

    „Petrarcas Liebe, die unendlich hohe,
    War leider unbelohnt und gar zu traurig,
    Ein Herzensweh, ein ewiger Karfreitag;
    Doch stets erscheine, fort und fort, die frohe,
    Süß, unter Palmenjubel, wonneschaurig,
    Der Herrin Ankunft mir, ein ew’ger Maita!.“

  2. Absolut Patrice on

    Danke für den Hinweis! Er war ihm von der Statur her so ähnlich und dann durch das Blackface unkenntlich, dass ich ihn tatsächlich für Pocher gehalten habe. Aber das N-Wort zur Kim zu sagen, wenn auch in einem komödiantischen Kontext, war auch nicht elegant.

  3. Das Blackface war nicht Pocher, sondern irgendein anderer Comedy-Typ. Aber abgesehen davon: Ja. Ich fand das auch fragwürdig, wie damit umgegangen wurde. Man muss ja die Kardashian nicht mögen, aber einen Grundrespekt hat sie doch verdient (wie jeder Mensch). Und dass man als Gast des Opernballs so lächerlich gemacht und gedemütigt wird – ganz tolle Werbung für Wien. *autsch*

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