Paulus, Andrea und das schlechte Gewissen

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Es ist nicht so das gar nix passiert. Aber der Sommer, es ist zu heiß, im Juni ist zuviel zu tun und wenn man einen  Gedanken hat ist er 2 Stunden später schon wieder weg.

Aber gestern Abend dann… Wir sind am Nachmittag aus der Steiermark zurück gekommen wo es so war wie immer: lauschig, gemütlich, kühl im Haus, kühl im Teich, kühl der Weißwein. Wunderschön halt. Und zurück sind wir nur deshalb gefahren weil die Mutter in Wien Termine hat und außerdem wird das große Kind morgen 16 und das muss in town gefeiert werden. Deshalb und nur deshalb fahr ich  mit den 2 kleinen Schwestern wieder zurück.

Am Abend dann, es ist schon spät lieg ich allein vorm TV. Der Rest schläft und ich bleib auf servus TV bei Salon am Dienstag hängen. Ein neues Format mit Andrea Eckert. Und anderem spricht sie gestern mit dem Kinderpsychiater Paulus Hochgatterer. Sie fragt ihn was die Parameter für eine glückliche Kindheit sind. Und während es mir bei der  voice  von Frau Eckert die Zehennägel aufrollt, überkommt mich bei dem was Paulus Hochgatterer antwortet das schlechte Gewissen.

Das schlechte Gewissen begleitet mich in meinem Mutter sein nicht oft. Ich find meine Performance meistens ziemlich gelungen. Und das obwohl ich auch zu den sich ständig hinterfragenden spät Siebziger Kindern gehöre. Aber mein Mama sein, eigentlich ganz ok.

Und dann spricht Paulus: Er sagt, wichtig ist eine Bezugsperson, die sich dem Kind zuwendet und dann wirklich nur das Kind im Blick hat. Und das sowohl qualitativ als auch quantitativ, wobei Paulus nennt keine Zeitspanne. Und ich sitz da allein vorm TV, es ist heiß, und mir fallt ein, das ich wenn ich mit den Kindern bin, ganz oft anderes im Kopf hab als das jeweilige Kind. Ich lös ein Arbeitsproblem, ich mix mir in Gedanken einen Grande Sprizz (Campari, Soda und frischer Zitonensaft!!!), ich überleg was ich morgen anziehen oder kochen soll, ich hirn über die Liebe, das Leben, die Politk, minus 10 Kilo und warum man in Kroatien nicht mieten kann.

Und so sitz ich da  mit meinem schlechten Gewissen und bin genervt.

Dann sagt Paulus noch was, er sagt und außerdem brauchen Kinder Freiheit! Und das entspannt mich ein bissi. Weil gerade eben in der Steiermark, da hatten die Kinder die Freiheit den ganzen Tag das zu tun was sie wollten, spielen mit dem kleinen M und dem kleinen T solange sie wollen und was sie wollen, CD`s hören, stundenlang ins Wasser hupfen oder das bequemste Liegebett blockieren, am Abend Glühwürmchen fangen, jeden Tag Eis und Schnitzerl essen, nix tun, kleine Lämmchen auf der Weide besuchen und ihnen die Namen Paula und Emil geben (unsre Brut sag ich zu deutschen J). Ferien haben.

Das schlechte Gewissen wird kleiner.

Und heute kann ich den ganzen Tag darüber nachhirnen warum mich das was Hochgatterer in 5 Minuten im TV sagt so beschäftigt. Zwischendurch werf ich einen Blick auf die Kinder, die Ferien haben, herum kugeln, spielen, fernsehen, zeichnen. Später werden wir C besuchen die ebenerdig mit Garten wohnt, dann wird das mittlere Kind mit D ins Kino gehen und das jüngste Kind und ich J und M am Bahnhof Richtung Hamburg verabschieden. Ich muss sagen, die Kinder schaunen recht zufrieden aus.

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4 Kommentare

  1. Ich glaube, das wirklich einlassen auf die Kinder spielt sich manchmal in Sekunden ab. Es fragt was und wir antworten ehrlich. Welches Kind hat Lust sich lange anstarren zu lassen und Fragen zu beantworten, wie: “ Wie geht es dir wirklich?“

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