Rundendrehen

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wieder eine zu Ende gebracht, also wieder eine Bahn geschwommen, ein Jahr, eine Zeitlang einfach durchgetaucht, gestrampelt, Brustschwimmend die immer gleiche Bewegung vollzogen, um an der Oberfläche zu bleiben, Haare nass, Haare trocken, geduscht und abgetrocknet, zur Arbeit gegangen, von der Arbeit nach Hause, am Beckenrand gesessen, mit den Füßen zuert ins Wasser gesprungen, Kopfsprung gab es diese Jahr nicht, Synchrongeschwommen, gegen den Strom, Wellen angetrieben, ein paarmal kaltes Wasser um mich gespritzt, huch, den Badeanzugträger von der Schulter kurz rutschen lassen und weiter und weiter und in 2 Tagen, da bin ich wieder älter, werde die Arme aufstützen am Beckenrand und mich heraushieven, falls das aufgrund von Altersschwäche nicht gelingen sollte, dann schnappp ich mir halt wieder meine Luftmatratze

und leg mich darauf, nehm ein Glas, zumindest gedanklich Champagner, in die Hand und sag zu mir „bon soir, ma petite, wie bist du groß geworden.“

Meilen zwischen Dir und deiner Vorstellung wie du so sein würdest als Frau in den mittleren Jahren, oder fangen die doch später als Anfang 40 an? Klug wolltest du sein und schön und platzend vor Humor durch die Wirren des Lebens, deinen Weg wolltest du gefunden haben, Erfolg wolltest du haben, Erfolg insofern, dass ein besonderes Glas Wein oder ein gutes Stück Käse keine Frage nach dem Preis stellen würden, sondern nur nach deiner Lust, Lust, Lust, Ohren sollten dir weitgeöffnet sein,  soviel zu sagen , Museen sollten gefüllt sein von deinen Bilder, deine Vita ein Traum, Augen sollten dich bewundernd anblicken, liebevoll, am liebsten Augen, die dich schon 20 Jahre so betrachten, als seist du immer wieder gerade erst entdeckt, jede deiner Falten in ihnen spiegeln und das Verwobensein nicht nur dieser Linien feiern mit jedem Blick..und immer und immer wieder würdest du alle verblüffen, überraschen mit den Wendungen der Freiheit, die du dir nimmst,   jaja zuviele französische Spielfilme und zuviel Hollywood, backen wir also kleinere Brötchen, eine Hand, die meine hält, ein schon vorgewärmtes Bett

ein geteiltes Leben.

Es ist schon geteilt, mein Leben, die Arbeit, die mir keinen Etappensieg gönnt, die 1000 Kleinigkeiten, Aufgaben und Zwänge, die jeder Haushalt fordert, die Zeit mit meinem Kind, sind wir beide zusammen ein Ganzes, eine Einheit oder sind auch wir geteilt, aber im richtigen Sinne? Geprägt auch ich, muss ich mir immer wieder, allem Verstand zum Trotz daran erinnern, dass wir Familie sind, das Kind und ich, dass es an nichts mangelt. Tut es das? Das Kind hat mich, oft bin ich genervt, müde, schnappe nach Luft, nach Zeit nur mit mir selbst, bevor ich mich ganz aus den Augen verliere, aber sehe ich sie klar genug, bin ich auch wirklich DA, wenn ich anwesend bin?

 

Oft ist sie bei Ihrem Vater, also oft meint jedes zweite Wochenende und in den Schulferien bei den Großeltern, sofern ich wiedermal keinen Urlaub bekam, eine Begünstigte unter den Alleinerziehern bin ich, dankbar sollt ich sein, sollt ich? Der Vater arbeitet offiziell so wenig, dass 70 Euro die Summe der Alimente sind, die ich pro Monat erhalte, da bleibt kaum Spielraum  meine Arbeitsstunden zu reduzieren und da sind die Skikurse, Englischwochen, da und dort ist etwas zu zahlen

 

Ich tus.

Was auch sonst, es ist ok, es gibt viel Anstrengenderes, Schlimmeres, ich versuche zu verwirklichen, was ich kann, werde müder immerzu.

Vieles wird in Gedanken bleiben,

kommt nie zur Tat,

in Gedanken ist ein weiterer Mensch in meiner Wohnung schon ein Stressgedanke, bin schon so eingebunden genug, aber frei, ja ich wäre frei?

Beginne ich seltsam verschroben zu werden, brauche ich in Wahrheit soviel Zeit für mich selbst oder lenke ich mich ab, von dem an dem es mangelt?

Habe ich bald einen Raben auf meiner Schulter und 3 lange Haare am Kinn..

Ich werde mich wieder einmal genau unter die Lupe nehmen ohne brechenden Facettenschliff, sondern mich ausleuchten unter einer Lampe

und alles anschauen was die weitsichtigen Augen noch hergeben

Im Vergößerungsspiegel.

Ist da noch ein Fünckchen Glanz in meinen Augen?

 

Zeit die Segel auf neuen Kurs zu setzen, kentert das Boot,

liegt es immer noch in meiner Hand, wohin ich paddle, strample

 

Vielleicht ist es aber auch an der Zeit

an Land

zu

gehen.

Nachtrag: da sinniere ich in meiner Mittagspause über Schwimmarten, ein Anruf reißt mich aus meinem Tun und ich werde in meiner Würde torpediert, erhitzte, erboste Worte brechen ungebremst durch mein ach so großes, altes ICH, Teil meines Jobs ich weiß, aber ich kann mich nicht mehr teilen, ich kann mich nicht mehr klein machen, mich beschimpfen lassen, das hieße alles zu verwerfen und mir beim Untergehen zu zuschauen.

Der leeren Worte genug gewechselt und geschrieben

das Leben ist zu kurz

um nur in der Pfütze

Meer zu spielen.

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2 Kommentare

  1. Wenn ich das richtig versteh, hast Du dieser Tage Geburtstag. Also alles Gute zum Geburtstag liebe Funkelblau! Und diese Zahlen, die unser Alter beschreiben, ja nicht zu ernst nehmen…Sind nur Zahlen, das Herz hat sein eigenes Alter 🙂

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