Warum ich eigentlich koche…

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Warum ich eigentlich koche – Ich liebe es zu kochen!

Wenn ich etwas aus tiefster Überzeugung sagen kann, dann diesen Satz. Das war immer schon so. Ich erinnere mich, meiner Mutter als Achtjähriger stundenlang dabei zugesehen zu haben, wie sie in der Küche herumwerkte, um für unsere sechsköpfige Familie ein mehrgängiges Essen auf die Beine zu stellen. Suppe, Salat, Hauptgang. Jeden Tag.

Lieber noch, als meinen damals heißgeliebten Comics Aufmerksamkeit zu schenken, verzog ich mich in eine Ecke unserer Küche, von wo aus ich ihr ungestört dabei zusehen konnte, wie sie allerlei Zutaten zusammenfügte und so eine Köstlichkeit nach der anderen zauberte. Ja, ich kann ruhigen Gewissens behaupten, dass meine Mutter eine großartige Köchin ist. Das war sie schon immer. Als Kind stellt man diese Tatsache jedoch nicht infrage. Mama kocht pipifein und gut isses.

Das sollte sich schlagartig ändern, als ich das erste Mal daran dachte, selber etwas zu kochen.

Da war ich in etwa 12 Jahre alt. Keine Ahnung, warum mir das bis zu dem Zeitpunkt nicht eingefallen war, aber eines Tages regte sich etwas in mir, von dem ich nicht genau orten konnte, worum es sich handelt.

Ich war rastlos und mies gelaunt, wußte nicht, wohin mit mir. So grantig, dass ich mir am liebsten selber „in Oasch ‚bissen hätt“, wie man in Wien so schön sagt. Ich tigerte also durch unsere Wohnung, auf der Suche nach etwas, das mich geistig von meiner schlechten Laune ablenken würde. Als ich mich plötzlich in der Küche fand, ging ich ohne erfindlichen Grund zum Kühlschrank und öffnete ihn. Meine Mutter hatte die Angewohnheit, immer nur einmal pro Woche groß einzukaufen und zwar am Wochenende. Das hatte den Vorteil, dass unser Kühlschrank zu Wochenbeginn immer zum Bersten gefüllt war. Ich öffne also die Kühlschranktür und mit einem Mal wußte ich ganz genau, was ich zu tun hatte. Es fühlte sich an wie ein Schalter, der in meinem Kopf umgelegt wurde. Ich könnte schwören, dass ich irgendwo in meiner Birne sogar ein schwaches ‚Klick‘ vernahm.

Ohne wirklichen Plan schnappte ich mir dieses und jenes und legte es auf den Küchentisch: Gemüse, etwas Hühnerfleisch und Spaghetti (Aus dem Lebensmittelschrank, nicht aus dem Kühlschrank). Was nun passierte, lässt sich am besten mit dem Wort ‚Autopilot‘ beschreiben. Ich hatte nicht den leisesten Furz einer Ahnung, was ich tat, aber unbewußt führte ich einen Schritt nach dem anderen aus, ganz genauso wie ich es so oft bei meiner Mutter beobachtet hatte. Alles ergab einen Sinn, es war vollkommen klar, wann ich was zu tun hatte.

Ich kochte an diesem Tag ein komplett zerkochtes Gemüsesugo mit staubtrockenem Hühnerfleisch und viel zu weichen Spaghetti.

Aber der Teufel soll mich holen, wenn das nicht eines der geilsten Gerichte war, die ich jemals gegessen habe!

Warum? Weil ich es gekocht hatte! Ich alleine!

Natürlich kann es Motivation alleine nicht mit Praxis aufnehmen. Ich musste jahrelang weiterkochen und experementieren, ehe ich halbwegs imstande war, brauchbares Essen zu produzieren. Hat mir das etwas ausgemacht? Nein. Habe ich mich davon abhalten lassen? Nein. Scheißegal! Ich habe schon immer mit einer Leidenschaft gekocht, als würde mein Leben davon abhängen. Das klingt im ersten Moment etwas zu dick aufgetragen, aber ich wüßte ehrlich gesagt nicht, wie man sonst kochen könnte. Es gibt keine Alternative. Nur wenige Dinge habe ich in meinem Leben mit dieser Ernsthaftigkeit verfolgt. Kochen war und ist für mich nicht nur ein Mittel um satt zu werden.

Kochen ist ein Weg, um glücklich zu werden und Glück zu spenden.

Klingt erneut etwas schwülstig, aber ich glaube ganz fest daran. Nur wer gar nicht anders kann, als sich mit Leib und Seele dem zu verschreiben was er tut und all sein Herzblut hineinsteckt, wird etwas Gutes produzieren. Was man gerne macht, macht man gut. So einfach ist das.

Um also endlich eine Antwort auf die eigentlich Frage zu liefern, warum ich denn eigentlich koche, muss ich gestehen: Ich kann gar nicht anders!

Wer schon mal etwas Ähnliches gefühlt hat, wird genau wissen wovon ich rede. Sei es nun ein/e Maler/in, ein/e Autor/in, ein/e Musiker/in… Kochen ist ein kreativer Prozess. Nichts, was ich jemals getan habe, hat mich in dem Ausmaß Zufriedenheit spüren lassen, wie die Zubereitung von Essen. Diese Erkenntnis hat jedoch auch verdammt lange auf sich warten lassen. Ich bin dieses Jahr 40 geworden und war mir zum ersten Mal in meinem Leben vollkommen darüber im Klaren, dass ich genau das beruflich machen will und nichts anderes. Macht aber nichts. Manche Menschen schaffen es in ihrem gesamten Leben nicht etwas zu finden, das sie glücklich macht. Sie inspiriert. Sie dazu anspornt, weiterzumachen, weiterzusuchen, weiter zu experementieren.

Ich habe mein Ziel gefunden. Und ich kann nur sagen: War verdammt nochmal Zeit!

warum ich eigentlich koche

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