Heldin

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Das erste Mal seit 2 Jahren blüht die Pelargonie in der Küche. Was für eine Heldin. Glaubt sie. Ich finde: Eine schwache Leistung!

Dann im Garten sitzen und überlegen, welche Nachspeise man machen könnte.

garten

Die Gedanken an Nachspeisen verblassen beim Kindernzuschauen, wie sie „Schnecken züchten“.

garten

Der Kleinen zuschauen, wie sie eines der wichtigsten Kulturleistungen der Gegenwart zum ersten Mal meistert.

Im Sonnenuntergang heimfahren.

heimfahren

Daheim weitere Kulturleistungen des kleinen Kindes bewundern. Beispielsweise: Pastellfarbene Eiswürfel herstellen (mittels mitgefrorenen Gummibärlis).

Pastellfarben

Kinderlos

Und am Abend ein wenig Zeit für mich. 1/8 Weißwein trinken, dazwischen atmen und kurze Gedanken. Ein Kind das gerade Fahrradfahren gelernt hat, wie wird es ihm mit 15 Jahren gehen? Wird man dann noch Anteile seiner jetzigen Persönlichkeit erkennen können? Warum bin ich heute glücklicher als vor 2 Jahren? Eine berührende Geschichte lesen, von einer Frau, die keine Kinder kriegen kann…jahrelange Leidensgeschichte. Unzählige Versuche gemeinsam mit ihrem Mann schwanger zu werden, jahrelanges Warten auf ein Adoptivkind. Dann der erlösende Anruf von der Adoptivstelle. Sie ruft sofort ihren Mann an und sagt unter Tränen: „Unsere Reise ist zu Ende.“ Er glaubt daraufhin, dass sie mit ihm Schluss machen will und fragt mit leiser Stimme: „Aber warum, mein Liebling?“. Danach lese ich ein Gedicht vom Nobelpreisträger Tranströmer, der vor Kurzem gestorben ist, wovon aber auf Twitter nichts zu lesen war.

nobelpreis

Überdrüssig aller, die mit Wörtern, Wörtern, aber keiner Sprache

daherkommen,

fuhr ich zu der schneebedeckten Insel.

Das Wilde hat keine Wörter.

Die ungeschriebenen Seiten breiten sich nach allen Richtungen aus!

Ich stoße auf Spuren von Rehhufen im Schnee.

Sprache, aber keine Wörter.

Gedichte von Tranströmer sind nicht wichtigmacherisch. Er ist ein Held der Einfacheit. Und Schweden hat gestern wieder einmal bewiesen, dass man weiterkommt, wenn man weniger auf Elite setzt und keine Angst vor der Allgemeinheit hat. In Schweden ist die Mehrheit nichts Schlechtes. Die österreichische Wohnzimmerintellektuellen sind natürlich entsetzt.

helden

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5 Kommentare

  1. Patrice, ich liebe Deinen Blog! Ich liebe dass er mich immer gleichermaßen zum Lachen und zum Nachdenken bringt. Und dieses Radfahr-Video ist so wunderschön! Liebe Grüße aus der Landstraße und gute Reise nach Frankreich!

  2. Das ist halt der Song Contest und nicht das kritzendorfer Sommerfest. 🙂 Und in Österreich ist die Mehrheit ja oft ein wenig fascho und daher die Sozialisation hier anders als in Schweden

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