Kinderlose haben recht

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Es gibt eine Studie über die Gründe warum Frauen keine Kinder bekommen wollen bzw. sich nicht leicht tun mit der Entscheidung (es gibt natürlich keine Studien darüber, warum Männer keine kriegen wollen – zumindest nicht meines Wissens nach – was an sich fragwürdig ist). Der hauptsächliche Grund dafür, warum Frauen sich nicht leicht für Kinder entscheiden können, ist nicht Karriere und existenzielle Angst, sondern, weil sie fürchten dann weniger Freizeit zu haben. Das ist ein ganz und gar nachvollziehbarer Grund, finde ich. Und ehrlich gesagt, glaube ich dass es viele Männer genau abschreckend finden, nicht mehr Herr ihrer Zeit zu sein, sondern sich permanent nach den Bedürfnissen von Kindern bzw. von der Familie richten zu müssen.

SAMSUNG CSC

Wellenschauen am Strand von Santa Monica

Ich habe das auch immer mühsam gefunden und auch schon vor der Geburt Angst davor gehabt, dass ich nicht mehr in Ruhe ein Buch lesen werd können und genau so war es dann auch. Ich wollte trotzdem unbedingt relativ früh schon ein Kind, weil ich insgesamt ein wenig gelangweilt vom Leben war. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es erfüllend wäre noch ein paar Jahre weiterzumachen wie bisher: Freunde treffen, Filme schauen, Bücher lesen, arbeiten, reisen, heimkommen, Freunde treffen, Filme schauen, arbeiten. Ich hatte ein Studium angefangen und es war absehbar, dass ich es auch beenden würde können, da ich in einem Jahr den ganzen ersten Abschnitt erledigt hatte. Es schien mir alles sehr voraussehbar.

Ich bekam also Kinder und das veränderte mein Leben. Davor bin ich zB einmal im Jahr nach New York geflogen. Danach nie wieder. Das heißt: Kinderlose haben recht. Wer Kinder hat, muss Opfer bringen. So ist es. Man ist nicht ungestört und kann nicht sein Leben selbstbestimmt genießen. Jetzt, fast 16 Jahre nachdem ich mein erstes Kind bekommen habe, bin ich endlich wieder in den USA. 16 Jahre später…

yellow cab

Die Kleine nimmt immer noch überall ihr Yellow Cab mit

Und es ist natürlich toll mit den Kindern hier zu sein und alles mit ihnen gemeinsam zu erleben, aber eines ist klar: Ohne sie, wäre das hier eine ganz andere Reise.

Micke und ich waren zb einen Tag in Arizona. Ließen die Kinder in L.A. in unserem Riesenhaus, sicher 1,5 Millionen wert, und flogen nach Phoenix. Dort traffen wir den Chef von Alcor, der professionell tote Menschen einfriert um sie später wieder zum Leben zu erwecken, wenn die Todesursache bekämpfbar ist. Skurril und interessant. Aber vor allem: Wir waren zu zweit und haben uns richtig entspannen können und uns auf die Arbeit konzentieren können und sind richtig erholt heimgekommen.

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Typisch gesundes L.A. – Essen

Was nervt an Kindern?

ZB: Die Kleine meint, dass wir ihr jede Sekunde Aufmerksamkeit schenken sollten und findet ununterbrochen Möglichkeiten diese Aufmerksamkeit auch zu erhalten. „Übermorgen blav sein,“ sagt sie zwischendurch.

Die Mittlere ist Meisterin in Opposition. Egal, was man sagt, es kommt ein pseudologisches Gegenargument. Wenn ich sage: „Es gibt eine schwedische Konditorei in New York. Ich muss googlen wo sie ist.“ sagt sie: “ Vielleicht liegt sie ja nicht in New York.“ Was soll ich darauf sagen? Wenn ihr Bruder sagt: „Interessant, in L.A. verkauft der H&M im Winter keine Winterjacken, weil es nicht kalt genug ist. Sie passen ihr Angebot geographisch an.“ Dann sagt sie: „Das weißt du nicht. Du bist ja im Moment nicht in Wien und kannst überprüfen, ob sie dort Winterjacken verkaufen.“ Und so geht das den ganzen Tag.

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Amoebus – ein recht großer Plattenladen in L.A. – einer der Kassierer sagte: „Nur halb so groß wie der in San Fransisco…“

Aber wir haben natürlich auch wunderbare Momente mit unseren Kindern. In Santa Barbara abhängen, gemeinsam Klatschzeitungen lesen, Filme schauen, komische Diskussionen darüber führen, wie man das Einfrieren von Menschen noch nützen könnte (Einfrieren statt Gefägnisstrafen anzutreten, Hunde einfrieren anstatt sie in Quarantäne zu stecken etc.) und überhaupt, dass Leben ist ja nicht dazu da, dass man es genießt, sondern um seine Grenzen auszuloten, dazuzulernen und sich selber auf dei Probe zu stellen. Zumindest wird man so am vitalsten alt, habe ich mir von Hirnforschern sagen lassen – und da sind Kinder sicher ein gutes Allaroundtreatment.

soul

Hier gibt es auch noch alte Kassetten zu kaufen. Alle Genres.

Was L.A. betrifft: Sooooo nette lustige Leute. Habe seit langem nicht mehr sooo viele herzliche Gespräche mit Menschen geführt, die ich nicht kenne. Eine Frau mit mexikanischen Wurzeln fragte mich im Supermarkt, ob ich irgendwo Tulpen sehe. Tulpen seien die Lieblingsblumen ihres Sohnes. Und er sei vor drei Tagen gestorben. Wir plauderten eine Weile sehr traurig und sie erzählte dann, dass sie lange auf einem Kreuzschiff gearbeitet hatte. Die freundlichsten Menschen seien die KanadierInnen, die AustralierInnen und die AmerikanerInnen. Am unfreundlichsten seien die EuropäerInnen. „Die sehen einen nicht einmal. Kein Gruß. Kein Danke.“ sagte sie…

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About Author

Patrice Fuchs ist 41 Jahre alt, betreibt in Wien ein Umstandsmoden- und ein Designgeschäft, eine Zeitung "Familie Rockt", eine Fernsehshow "Familie Rockt TV", dreht Dokumentationen und unterhält dieses Elternblogportal. Aja und Mama von drei Gschropen ist sie auch.

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