Österreich und soziale Medien

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Heute sind wir alle um neun aufgestanden, die Kinder haben das Wohnzimmer aufgeräumt, ich hab Kaffee getrunken und bissi Blogs gelesen und gearbeitet. Die Kinder bekamen dann Milch, Zimtschnecken und einen Film zum Schauen. Beim Arbeiten musste ich an einen Typen denken, mit dem ich die Woche Konversation geführt habe. Es war ein typischer Schmalspur-Manager. Dunkler, etwas sackiger Anzug und sehr getrimmtes Gesicht. Er wird wohl zwei, drei Jahre jünger als ich gewesen sein. Ich hatte einen ziemlich elegantes schwarzes Tiger of Sweden-Sakko an, darunter weißes Tshirt, schwarze enge Slimfit-Anzugshosen. Und dazu Converse. Nicht die schönen mit den Löchern, sondern ganz neue schneeweise. Wir haben ein bissi soziale Medien geredet und über Eltern als Zielgruppe und darüber wie es ist, selbstständig zu sein. Mir war bald klar, dass er mit mir nicht auf Augenhöhe sprechen wollte. Es lag aber weniger daran, dass mein kleines Geschäft kein Konzern ist, als daran, dass ich Umstandsmode verkaufe. Würde ich Flachbildschirme verkaufen, wärs gleich respektabler gewesen. Es lag weniger daran, dass ich eine Frau bin, als daran dass ich Converse trage. Vor eine Bellaria-Passage-Tussi, die mit einem Geschäftsmann verbandelt ist, hat er immer noch mehr Respekt, als vor einer Unternehmerin in Converse. Außerdem bin ich sehr direkt. Also, sehr freundlich, aber auch sehr informell und unprätentiös. Ich halt mich wenig an die Geschäftsmänner-Konversations-Etikette. Er deutete das als Beleg dafür, dass ich keine echte Geschäftsfrau sein kann. Ich bin in seinen Augen ein Freak. Und dann noch unser Gesprächs-Thema: Soziale Medien. Interessanterweise, wollen die meisten Geschäftsmänner, auch wenn sie aus dem Verlagswesen kommen, nichts über soziale Medien dazu lernen. Beziehungsweise, denken sie, dass sie schon alles darüber wissen: `Bloginhalte und Zeitungsinhalte unterscheiden sich doch nicht von einander.´ meinte er. Und: `Blogs werden immer nur eine kleine Nische in der Medienlandschaft darstellen.´ usw. Ich denke: Österreichische Geschäftsmänner sollten beizeiten in der Gegenwart ankommen! Es geht heute nicht mehr um Etikette und um den fetischierten faden Durchschnitts-Blazer. Es geht nicht um den Zigarrenclub und um das coolste letzte App am Iphone. Es geht darum selber ein App zu entwickeln, dass die anderen cool finden und darum mit Leuten zu reden, die Converse tragen oder sonst wie `anders´ sind, und von denen man was lernen kann. Es geht um die Sache an sich und nicht um das drum herum. Und Klemmi darf man heute sicher auch keiner mehr sein, als Geschäftsmann. Das rechnet sich einfach nicht (Geschäftsfrauen sind meistens keine Klemmis).  Aber was soll´s. Ist ja nicht mein Problem.

Heute Nachmittag waren wir dann im Hofimmobiliendepot in der Servietten-Ausstellung. Das Haus ist der Wahnsinn. Eines der schönsten Museen Wiens! Ich bin so begeistert. Und Leni hat ein Gemälde gefunden, auf dem ein Kind gemalt ist, dass der Fritzi gespenstisch ähnelt. haha:

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About Author

Patrice Fuchs ist 41 Jahre alt, betreibt in Wien ein Umstandsmoden- und ein Designgeschäft, eine Zeitung "Familie Rockt", eine Fernsehshow "Familie Rockt TV", dreht Dokumentationen und unterhält dieses Elternblogportal. Aja und Mama von drei Gschropen ist sie auch.

Keine Kommentare

  1. Wie kann ein Mensch der keine Ahnung von Literatur hat, Oberflächlich handelt und seinem Gegenüber immer das letzte noch so unemotionale Wort hat im Verlagswesen bestehen. Sehr gut, den es gibt viele die sehr gut in ihrer unwissentlichen Misere leben.
    Der ganze Wiener Buchhandel. Ich gebe zu das ich einen Disput mit diesen Leuten auszufechten habe.

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