Wiener Grätzlgeschichten Teil 2 – das südliche Wien

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Untermeidling war ein armes Viertel: Gerber, Fischer, Textilarbeiterinnen wohnten hier in nassen Häusern. Der Wienfluss prägte die Gegend, vor und nach der Regulierung. Bei der Regulierung stand aber nicht nur der Hochwasserschutz sondern auch das Niedrigwasser im Vordergrund. Wenn zu wenig Wasser durchs Flussbeet strömte, konnte der abgeleitete Unrat nicht fortgespült werden und die zahlreichen Mühlen an der Wien standen still. Wenn dann wieder reichlich Wasser aus den Wildbächen im Wiener Wald in das Wiental floß wurde der Unrat in die Keller der angrenzenden Häuser geschwemmt und das Trinkwasser vergiftet.

Es war ein anderes Leben. Schwer, kompliziert und unhygienisch. Während in den Arbeitergrätzln manchmal bis zu 30 Menschen auf 12qm wohnten, entstanden näher zu Schönbrunn die ersten Villengegenden.

Wiental

Zeitgleich reihten sich in Simmering Miniaturhäuschen mit schief lehnenden Dächern aneinander. Die Straßen waren ungepflastert und als eines der wenigen Zeichen von Urbanität stachen einzelne Gemeindebaublöcke aus den ärmlichen niederen Bauten hervor.

Wienerberger

Bald wurden in den Vororten, und besonders in Favoriten, große Fabriken gebaut und neben ihnen Mietskasernen. In den Fabriken arbeiteten Familien aus Böhmen. Oft gingen sie 400 Kilometer weite Fussmärsche nach Österreich um hier 7 Tage die Woche 12 Stunden am Tag zu arbeiten. Schwere Arbeit, kaum Lohn. Der Verdienst wurde in Blechjetouns ausbezahlt, die man nur am Fabriksgelände ausgeben konnte. Aber dort waren die Preise überteuert. Auch die Kinder mussten schwer arbeiten und benahmen sie sich daneben, wurden sie von der Fabriksleitung gezüchtigt.

Per Albin Hansson Siedlung

In den 20er Jahren setzte der Bau von Gemeindebauten und Siedlungen ein. Sauberes Wohnen, abseits der Arbeitsstätte, war das Motto. Denn dort wo man arbeitete, war es meist laut und schmutzig. Der Nachteil der Siedlungen war die schlechte Anbindung. Man war weit entfernt von der Arbeit aber auch von der Hetz. Daraus sollten sich in den 60er bis in die 80er soziale Spannungen entwickeln. Für die Jugend gab es schlicht keine Möglichkeit ihre Freizeit zu verbringen.

Das erste autonome Jugendlokal sollte die Arena werden. Die gibt es bis heute. Und sie ist bis heute autonom.

Hier kommt du zum dritten Teil dieser Reihe: reist weiter mit uns in die Vergangenheit vom östlichen Wien.

Regie: Patrice Fuchs

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