Flugente

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Eine schöne Enteandere sind zu Silvester melancholisch, ich zu Beginn des neuen Jahres, nona was haast, Melancholie ist mein zweiter Vorname.

Am Sonntag war ich zu einem Brunch geladen, in eine der schönsten Wohnungen, die ich kenne, hinsetzen und wohlfühlen, die Anwesenden trugen zur Stimmung bei.

Die Schwester der Einen wurde 40 und bekam zu ihrem Geburtstag einen 2 CV.

Na mehr hats nicht braucht und ich schwebte, nein schaukelte in Erinnerung.

Zu meinem 18. Geburtstag erbte ich mein Lieblingsgeflügel von meiner Schwester, das beste Geschenk jemals, bis auf die Wasserschildkröten natürlich, aber die Ente, die durfte ich nicht nur behalten, sie wurde mein mobiles Heim, meine, als unendlich gefühlte, Freiheit

die nächsten Jahre war sie meine Lebensabschnittsbegleitung.

Nächtelang fuhr ich einfach, das Sardinendosendach aufgerollt, die Heizung an, Musik nur wenn sie laut war und die Sterne über mir.

Kurz nach meinem 18. Geburtstag hatte ich meinen Führerschein und noch am Abend desselben Tages machten wir einen Heimatbesuch,

Paris mon amour.

Unvorstellbar für mich heute, die völlige Angstfreiheit, am Arc de Triumph allerdings trieb mir die Panikattacke im Kreisverkehr den Schweiß auf die Stirn, aber jeder Tropfen war es wert und vielleicht einer der Gründe warum ich dann ein Jahr in Paris verweilte und die umliegenden Länder mir ein Stück eroberte.

Das schönste Jahr meines Lebens, bisher, Stenenzeitrechnung ohne Kind natürlich.

Viele Straßen sind wir gefahren, das kurvige, klappernde Gefährt und ich, die Welt lag uns rumpelnd zu Füßen und ich zitterte mit, wenn die Fenster vom Wind fast aus den Angeln flogen,

Spitzengeschwindigkeit 130 bei Rückenwind

und trozdem das Gefühl

jetzt, jetzt haben wir ab

nicht nur vom Boden, von mir selbst und allem was mich fesselte.

Wenig vertrautere Momente, als die in meinem Auto füllen mein Gedächtnis, Fahrgespräche im Autobahnland des Nirgendwo setzten alle Wertung außer Kraft

was in der Ente ausgesprochen wurde, würde in ihr bleiben.

War natürlich nicht so, aber das spielte keine Rolle.

In Wien einfach auf den Cobenzl fahren, weil ich Lust hatte Sterne zu sehen, in einer glasklaren Nacht

und rollends schaukelnd den Weg hinunter, würden wir kippen, den Reiz in jeder Kurve, die mich an die Blechtür presste

Vergangenheit.

Schön wäre es, sie noch einmal mein Eigen nennen zu dürfen

das Kind als Beifahrerein, der Wind in unseren Haaren

das Gefühl ihr die Welt zu zeigen, sie zu bereisen, sie ihr zu langsam, schaukelnd zu Füßen legen,

als einzige Waffe, weil es nichts zum wehren gibt,

die Revolverschaltung in einer Hand,

das Ruder in der anderen.

 

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