Das Leben mit der Lungenentzündung

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Die Tage vergehen und ich weiß nicht was ich gestern zu Mittag gegessen hab und welches Datum wir haben und ob ich heute schon meine Medikamente genommen habe oder ob das gestern war. Ich lese viel, dazwischen muss ich bissi was arbeiten, und dann hab ich wieder zum Zeichnen angefangen – seit Jahren wieder.  Eine Lungenentzündung ist wirklich zach. Jede Verbesserung spielt sich im Millimeterbereich ab. Wenn ich ums Eck zum Zielpunkt gehe, muss ich danach ein, zwei Stunden ruhen und fühl mich wie nach einer Bergtour. Langsam krieg ich Angst vor der Welt dort draußen. Mein Bett ist meine Welt und draußen sind lauter Zombies, die mich mit Bakterien anstecken wollen.

Auch andere starke Phantasien haben mich die Wochen heimgesucht. Phantasien von Dingen, die ich mir wünschen würde. Luxusphantasien. Ich hab nie Luxus gehabt. Immer wenig Geld und recht früh ein Kind zum Durchfüttern. Ziemlich boemisch eben. Plötzlich hab ich ein starkes Bedürfniss nach einem Hochglanzleben wie aus der Werbung.

Dieses Sofa will ich zum Beispiel haben! Altmodisch und modern gleichzeitig.

Am Liebsten hätte ich zwei davon und dann will ich UNBEDINGT mit der Familie nach Thailand fahren. Allein der Flug würde ca 3000 € kosten! Hierher will ich:

Ich würde auch wahnsinnig gern mit den Kindern und meinen und Mickes Eltern nach New Orleans fliegen, oder nach New York – ohne Kinder und Eltern. Kommt ganz drauf an was für ein Buch ich gerade lese.

Dann holt mich Leni zurück in die Realität. Er ruft von der Oma Kati aus an. Ich frag ihn, wie seine Geo-Prüfung gelaufen ist.

`Ich habe einen Einser´

`Echt? Super!

`Reingelegt. Ich hab einen Dreier.´

`He, normalerweise legt man die Eltern in die andere Richtung rein.´

`War nur ein Schmäh. Ich hab eh einen Einser.´

`Puh. Zum Glück.´

`Reingelegt. Doch nur einen Dreier…´

`Geh hupf in Gatsch!´

Lockenfrisur hab ich keine geschafft die Woche. Mit viel Mühe hab ich nur eine nicht definierbare Hochsteckfrisur hingekriegt. Wenn es eine Disko für Kranke gebe, wo lauter Fieberpatienten herumstehen, die auch ohne zu tanzen schwitzen, und Tee aus Stamperl-Gläser trinken, und jammern `die Musik ist zu laut!´ könnt ich mit diesem Outfit dort sicher Eindruck machen. Man könnte die Disko dann `Saturday Night Fever´ nennen.

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About Author

Patrice Fuchs ist 41 Jahre alt, betreibt in Wien ein Umstandsmoden- und ein Designgeschäft, eine Zeitung "Familie Rockt", eine Fernsehshow "Familie Rockt TV", dreht Dokumentationen und unterhält dieses Elternblogportal. Aja und Mama von drei Gschropen ist sie auch.

2 Kommentare

  1. Die Couch ist schoen, Thailand, New Orleans und New York sowieso und du schaust trotz der Entzündung schoen aus, da können sich viele nichtentflammte schamrot verstecken. Ohbeste Genesungswuensche!

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