Sommerhütte Renovierung

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Schweden ist das neue Californien. Seit Mai ist es heiß hier. Die Schweden sagen, sie hätten einen VIP-Pass für den Sommer bekommen. Alle freuen sich zwar, aber sie dürfen ihre Autos nicht mehr waschen. Den Singvögel werden Wasserschalen rausgestellt. Die Kühe müssen notgeschlachtet werden, weil es nicht genug Futter für sie gibt. Niemand hat damit gerechnet, dass es nicht regnet und das Gras kaum wächst. Der Meeresspiegel ist gesunken. Im befindlichen Rest badet man überall in der Stadt

Ein altes Holzhaus zwischen zwei Brücken war der Hingucker beim heutigen Spaziergang. Es hat einen eignen Badestrand und einen schönen Garten. Eine schmale Idylle.

Unser Häuschen gedeiht währenddessen. Micke arbeitet sich an der Veranda ab. Er macht 80% der Arbeit. Ich hab anderes zu tun und kann teilweise handwerklich nicht, was notwendig wäre. Aber zumindest die Aussenpanele habe ich geschleppt, gesägt und festgenagelt. Regale angebohrt und tapeziert.

Die letzten Tage wurden die Innenpanele angebracht.

Sowohl in der Sommerküche als auch im „Wohnzimmer“.

Am Abend habe ich begonnen die Panele zu streichen. Ich mag die Naturfarbe des Holz auch sehr gerne und bin hin und hergerissen. Aber am Ende habe ich mich doch entschieden auch innen grau zu malen, denn es wird einheitlicher und ruhiger. Aber die Küchentüren lasse ich noch. Die sind so reizend in Naturfarbe. Diese Entscheidung muss ich noch in mir gären lassen.

Am Abend war das Wohnzimmer auch schon fast durchgehend grau.

Und ich habe „Dancing Crans“ gekauft. Die Tapete in den kühlen Tönen mit den leichtfüssigen Kranichen. Die erste Holzplatte wurde tapeziert und angebracht. Zumindest mal links und rechts von den Türen (Die Micke gestern montiert hat). So sieht aktuelle die Zwischenstation aus.

Warum wir uns selbst reinlegen

Aber nicht nur unsere Hütte wird besser. Auch die Welt wird besser. Hans Rosling, einer meiner liebsten Welterklärer, leider schon tot, hat immer versucht mittels empirischen Daten darzulegen, dass sich die Welt zum Besseren entwickelt. Sie wird emanzipierter, gebildeter, gerechter. JournalistInnen können aber Veränderungen, die über viele Jahrzehnte und langsam vorsichgehen, kaum wahrnehmen. Sie reagieren auf abrupt eintretende, überraschende Ereignisse. Daher berichten sie auch nicht von langsamen Progressen. Doch sehr viele wichtige Dinge entwickeln sich nur langsam.

Rosling ist leider schon tot aber seine Initiative gapminder ist noch aktiv. Auf dieser Seite können allerhand interessante Fakten über die Welt eingeholt werden.

einkommen

Heute lass ich, dass eine amerikanische Studie belegt, dass sich Menschen allgemein schwer tun zu akzeptieren, wenn sich die Dinge zum Guten wenden. ”Der Fortschritt tritt maskiert ein,“ sagt Havard-Professor Daniel Gilbert. Armut geht zurück, Menschen leben immer länger, es wird immer mehr auf die Umwelt geachtet und trotzdem haben wir das Gefühl, dass es den Bach runtergeht mit der Welt. Je besser sie sich entwickelt, desto strenger gehen wir mit den Verhältnissen auf der Erde ins Gericht. Und das führe zur falschen Annahme, dass sie sich gar nicht verbessere.

Wie konnte die Forschergruppe das feststellen?

Sie gaben den VersuchsteilnehmerInnen beispielsweise den Auftrag unter vielen Farbtupfern nur die blauen herauszufiltern und diese mit der Zeit immer rarer werden, haben sie die Tendenz auch die lila Farbtupfer als „blau“ zu identifizieren.

Eine weitere Kontrollgruppe wurde im Vornherein darüber informiert, dass die blauen Tupfer rarer werden würden und dass sie trotzdem nicht lila Tupfer als blau einstufen sollten. Einer weiteren Kontrollgruppe wurde zusätzlich sogar Geld geboten, wenn sie durchgehend lila Tupfer eben nicht als blaue Tupfer identifizieren.

Trotzdem identifizierten alle drei Gruppen lila Tupfer als blau, wenn die blauen Tupfer rarer wurden. Wenn umgekehrt die blauen Tupfer mehr wurden, begannen die Testpersonen blaue Tupfer verstärkt als lila zu wahrzunehmen.

Aber es ging noch weiter. Dieselbe Dynamik entstand nämlich, wenn statt blauer Tupfer bedrohliche Gesichter auf Fotos identifiziert werden sollten. Und noch ärger: Auch wenn Testgruppen unethische Studien unter ehtischen Studien erkennen sollten, identifizierten sie Studien als unethisch, die sie vorher nicht als solche eingestuft hätten, wenn weniger unetsische Studien im Sampel vorkommen. Die versuchten die Quote stabil zu halten.

Das ist eine problematische Dynamik. RadiologInnen können zum Beispiel nicht anfangen physische Eigenheiten als „Tumore“ zu identifizieren, die keine sind, wenn weniger Tumore vorkommen. Sie müssen objektiv konstatieren können, wenn bestimmte Tumorarten zurückgehen oder öfter vorkommen.

Es ist sinnvoll, kritischer gegenüber geringere Übel zu werden, wenn größere Übel nicht mehr vorkommen, aber dieses Prinzip kann nicht ungefiltert über jeden Zustand gestülpt werden.

Denn wie sollen wir Ursachenforschung unternehmen können, wenn wir die Veränderung nicht wahrnehmen. Wenn sich die Lebensbedinungen der meisten Menschen in den meisten Länder in den letzten 50 Jahren stark verbessert haben, aber in manchen nicht oder weniger, dann wollen wir doch wissen warum das so ist. Welche Faktoren sind besonders effektvoll? Welche behindern eine bessere Welt? Das können wir aber nicht, wenn wir unsere Einschätzung von der Welt unverändert lassen. Menschen in Indien sind zwar auch heute noch weniger reich als wir, aber sie sind viel weniger arm als vor 20 Jahren. Die Emanzipation der Frau verbreitet sich immer mehr. Und in allen Ländern, in denen sich Frauen verstärkt unabhängig vom Mann ernähren können, sinkt die Geburtenrate. Die Kinder, die auf die Welt kommen, sterben dafür aber seltener im Kindesalter weil Bildung und Impfversorgung weltweit immer besser werden. Wunderbare Nachrichten!

Eine bessere Hütte

Unsere Hütte hat sich weiter verwandelt. Wir brauchen noch ein paar kleinere Möbel aber so ingesamt ist wirklich viel passiert. Wir haben Stellagen in der Küche montiert, alles grau getrichen und dekoriert. Gestern fand ich in einem secondhand-Landen um 20€ zwei nette alte Stühle, die perfekt in unsere Küche passen.

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Das Nachmittagslicht fällt weich in den Raum.

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Auch das Wohnzimmer ist schon sehr wohnlich. Ich bin sehr zufrieden mit den Tapeten. Jetzt bin ich bereit für Urlaub. Das Wetter ist herrlich und es stört mich nicht, dass ich kaum Internetzugriff habe. Jetzt wäre ich bereit für Bücher und so.

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Fritzi segelt jeden Tag eine kleine Tour und grüßt kameradschaftlich alle Yacht-Kapitäne die an ihrer kleinen Jolle vorbeibrausen.

Es kommt noch ein anderes Sofa und Polstersessel hier rein, aber ich sitz schon hier und schreibe und freue mich auf unser nächstes Mal in der Hütte.

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