Kerzenleuchter und Todesangst

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Rechtzeitig vorm Lockdown habe ich ein Willhaben-Packerl mit einem alten blechernem Kerzenständer erhalten. Er kam in Einzelteilen und musste erst zusammengepuzzelt werden.

Dann erwies sich, was ich schon im Verdacht hatte: Es ist kein Kerzenständer, sondern ein Kerzenluster. Er wird also an die Decke gehängt.

Kerzenleuchter

Und noch etwas fiel mir komisch auf: Warum ist in der Mitte auch noch ein Kerzenhalter? Die Kerze dort sieht man kaum und sie bringt Unordnung in das Gesamtbild. Wir entschlossen uns die Lötstellen aufzubrechen und diesen Mittelteil vom Luster abzutrennen. Die unteren Blätter bogen wir nach aussen.

Blech

Außerdem entschied ich mich, die Kerzenarme wieder neu mit dunkelgelber Farbe zu lackieren. Den Rest lasse ich wie er ist, weil die Farbe noch gut erhalten ist.

lackieren

Dann brauchte ich noch Kerzen. Bissi dicker als Christbaumkerzen. Ich bestellte 3 Packungen mit je 12  „Pyramidenkerzen“ im Netz – um 32€. Ja ich weiß! Viel Geld!

2 Tage später kam ein großer Karton mit viel Packpapier. Darin versteckt war eine einzelne Kerze. Noch dazu mit dem falschen Durchmesser! Was für eine Niederlage!

Ich habe die Bestellung storniert und bin in den Fachhandel. Dort bekam ich die 3 Packungen mit je 12 Kerzen um genau 1,69€ pro Packung!

Dann hängten wir den Leuchter auf. So viel schen! Er hat 6 Kerzenhalter. Ist also kein klassischer Adventleuchter. Das finde ich sehr praktisch. Dann kann man von Anfang an alle Kerzen anzünden.

Wer hat ihn gemacht? War es ein Einzelstück oder gab es mehrere davon? Kommt er aus Österreich? Ich kann ihn einerseits gar nicht historisch oder geografisch zuordnen und andererseits finde ich seine Farben und seine Form so selbstverständlich.

Kerzenleuchter

Und auch der kleine Kerzenständer aus der Mitte darf alleine leuchten. Schöne Lockdown-Gemütlichkeit.

Kerzenständer

Todesangst am Berg

Was ich auch noch erzählen will: Letztens hatte ich Todesangst!

Das kam so: Meine Freundin, die Liserl, hat vor 3 Jahren ihren Job im Büro aufgegeben und hat mit Maja eine Schutzhütte am Hochschwab übernommen. Daher müssen wir jetzt regelmässig auf den Berg gehen.

Das erste Mal brauchten wir ca. 5 Stunden. Beim zweiten Mal schafften wir es in knapp 2,5 Stunden. Unser Hund lief die 4fache Strecke, weil er immer zwischen uns hin und her hechelte um „die Herde beisammen zu halten“.

Diesmal sind wir ohne Pause bis zur ersten Höhe gelaufen. Da überkam uns die Idee einen anderen Weg zu gehen, durch den man den letzten langen Steilhang vermeiden kann. Wir sind da noch nie gegangen aber fanden es sehr verlockend. Gut gelaunt starteten wir und waren verzaubert. Wunderschöne Gegend! Bis wir am oberen Kamm des Berges standen. Vor uns lag ein ca. 80 Zentimeter breiter Pfad, der sich an der Bergwand entlang schlängelte. Streckenweise ging es auf der rechten Seite 100 Meter fast senkrecht runter. Was jetzt? Umkehren war keine Alternative. Denn in einer Stunde würde es dunkel werden. Ich schnappte also den Schosshund und klemmte ihn unterm Arm. Er ist zwar wendig, aber leicht. Ein kleiner Windstoß und er verliert die Bodenhaftung.

Dann lehnte ich mich zur Bergwand hin, stützte mich mit der Hand ab und sah nicht mehr auf die andere Seite herunter. Die ersten 100 Meter gingen ganz gut. Doch langsam stieg die Beklemmung in mir hoch, denn der Weg war noch weit. Und es wurde nicht besser, als Micke plötzlich sagte, er müsse umdrehen. Ihm sei schlecht und schwindlig. Ich sagte: „Du kannst mich nicht allein lassen. Ich schaff das nicht mit den Kindern und dem Hund unterm Arm.“ Er atmete tief durch und ging weiter. Ich wußte zu dem Zeitpunkt noch nicht, wie recht ich hatte.

Hinter der nächsten Bergkurve wartete eine vereiste Stelle. Ich bekam Todesangst und tapste mich verzweifelt aber entschlossen mit dem Hund unterm Arm über die Stelle. Doch nach der nächsten Kurve wartete noch eine vereiste Stelle. Ich näherte mich, machte die ersten Schritte auf dem Eis und spürte, dass ich nicht weiter konnte. Ich konnte den Fuss schon heben, wußte aber nicht, wohin ich ihn stellen sollte. jeder Schritt schien unsicher. Meine Hände waren schon so kalt, dass ich die Finger kaum mehr bewegen konnte. Der Hund zappelte auf meinem Arm. Es ging nicht vorwärts und nicht zurück.

Hochschwab, Ochsensteig

Zum Glück kam ein erfahrener Bergsteiger mit Nordic Walking Stecken um die Kurve. Er fragte ob ich Hilfe brauche, was offensichtlich war. So wie ich dreinschaute und steif mit Hund unterm Arm da stand. Er bot mir ganz ruhig seinen Arm an um meine Balance zu sichern. Ich legte dankbar meine Hand auf seinen Ellenbogen, aber hielt mich gar nicht an ihm fest. Das reichte, dass ich wieder meine Füße heben konnte.

Hochschwab

Könnt ihr die Hütte erkennen?

Damit war das gefährlichste Stück geschafft. Der Rest bis zur Voitsthaler Hütte war nicht mehr so steil. Ich war so befreit. Mein Leben sollte doch weitergehen. Micke blieb todernst. Aber in der Nacht habe ich davon geträumt.

Die Voitsthaler Hütte von der Lisi und der Maja war dann ein geborgener Platz und wir blieben zwei Nächte. Sie ist ganz neu. Wurde dieses Jahr erst fertig gestellt. Alle Materialien mussten mit dem Helikopter raufgeflogen werden. Parallel wurde die alte Hütte abgerissen. Die war urig und schön. Aber die neue ist praktisch und schön. Ich werde noch oft raufsteigen. Aber nie wieder via Ochsensteig.

Voitsthaler Hütte

Die alte Voitsthaler Hütte

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