Geschwisterstreit – Wer hat gesagt, dass du meinen Pullover nehmen darfst?!

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Geschwisterstreit

Geschwisterstreit

Jan und Lukas sind Brüder und sie verstehen sich….manchmal nicht….

Was kann einem den Tag mehr vermiesen als Geschwisterstreit? Wie oft freuen wir uns über einen gemütlichen Samstag Vormittag mit ausgedehntem Frühstück und netten Plaudereien mit den Kleinen. Statt dessen folgen nur Gezeter, Geraufe und Geschrei. Die kleineren Geschwister versuchen den größeren alles streitig zu machen und zu sabotieren, während die großen erst subtil, und fast unmerklich, zurücksticheln, bis auch sie letztendlich auszucken und heulen vor Wut. Und wenn die Kinder älter werden, verschärft sich auch die Wortwahl:

`Hau ab, du blödes Arschloch!‘, `Ich wünschte, du wärst tot!’…

Kaputt ist die Samstags-Harmonie und uneingelöst sind die Fantasie-Vorstellungen der Eltern von der perfekt geeinten Familie. Und wer die ganze Chose auf die Spitze treiben will, verpflanzt die Szenerie einfach ins Auto – auf der Fahrt in den Urlaub. Den kann man nach so einer Reise dann auch doppelt brauchen.

Streit ist normal!

…..aber meistens schon!

Streit unter Geschwistern ist natürlich ganz normal. Die beste Erziehung wird Konflikte zwischen den Geschwistern nicht verhindern können. Das ist auch gar nicht notwendig. Geschwister müssen sich nicht dauernd lieben und sich gegenseitig unterstützen. Es ist kein Fehler wenn sie auch schwierige Gefühle an einander abarbeiten. Die zwei großen Themen im Geschwisterkonflikt sind einerseits:

Einschränken des physischen oder psychischen Freiraums des anderen

Meistens ist hier das kleinere Geschwisterchen der böse Part, der dem älteren das Leben schwer macht. Es borgt sich Dinge aus ohne zu fragen, es hängt sich wie eine Klette an die ältere Schwester oder den älteren Bruder  vor allem wenn diese gerade Besuch haben oder allein sein wollen.

Und andererseits:

Allgemeine Gerechtigkeitsfragen

Wer trägt die Verantwortung wofür? Wie werden Geschenke oder Aufmerksamkeit gerecht aufgeteilt?

Kinder brauchen Gerechtigkeit wie einen Bissen Brot. Wer in der Kindheit nicht gerecht behandelt wurde, leidet oft das ganze Leben darunter. Wer bevorteilt wurde, tut sich als erwachsener Mensch leichter sich durchzusetzen und Dinge einzufordern. Doch, ob ihn oder sie diese Fähigkeit bei den Mitmenschen besonders beliebt macht, ist eine andere Frage.

Die Eltern sind die Exekutive

Es ist die Aufgabe der Eltern, für ein grundsätzlich gerechtes Familiensystem zu sorgen. Im Rechtsstaat der Familie sind sie die Exekutive. Mädchen und Buben, groß und klein – alle sollen möglichst die selben Rechte und Pflichten erhalten. Sie sollen gleich viel Zuneigung und Förderung bekommen. Buben können genauso staubsaugen und ihren Teller in die Küche tragen wie Mädchen. Beide haben Spass daran, mit den Eltern Fußball zu spielen oder zu backen. Und die Weihnachtsgeschenke aller Kinder sollten einen ähnlichen Sachwert aufweisen, wenn sich nicht eine ungerechte Handhabe einschleichen soll.

Aber egal, wie gerecht die Eltern agieren, die Kinder werden trotzdem Grund zum Streiten finden. Immer wieder werden sie den Verdacht erheben, den Kürzeren gezogen zu haben. Die kleinsten Details können Auslöser für Eifersüchteleien und Missgunst sein.

Wer mal ein Teamplayer werden will muss üben, Konflikte auszutragen

Eine Studie der Universität von Missouri hat nun ergeben, dass solche Streitereien um Gerechtigkeitsfragen zwischen Geschwistern diesen nicht schaden auch über längere Zeiträume nicht. Sie können ruhig um eine gerechte Aufteilung von Rechten und Pflichten rangeln und diskutieren und Pros und Contras ausloten. Es ist besser, sie führen diese Konflikte in aller Ehrlichkeit und Beharrlichkeit, als sie verdrängen sie. Das ist eine gute Ãœbung für sie um später gute Teamplayer zu werden.

Und wenn die Kinder mal mitten drin sind im Konflikt, hilft es meistens auch nicht, wenn die Eltern eingreifen. Tendenziell dramatisiert das nur den Konflikt. Also, lasst sie ruhig mal ein wenig fighten!

Doch die Privatsphäre muss gewahrt werden!

Ein regelmäßiges Eindringen des einen Geschwisterchens in das Privatleben des anderen kann aber sehr wohl  langfristige, negative Konsequenzen nach sich ziehen! Aus der Studie ergab sich, dass vor allem ältere Geschwister sehr darunter litten, wenn die Kleineren ungehindert in ihrer Privatsphäre der Größeren  herumtrampelten. Die Beziehung zwischen den Geschwistern nahm dadurch auch auf lange Sicht großen Schaden. Sowohl die kleinen als auch die älteren Geschwister klagten später über geringeres Vertrauen und einer schlechten Kommunikation untereinander.

PädagogInnen empfehlen daher fixe Regeln in Sachen Privatsphäre und Eigentumsrechte. Spielzeug oder Kleidung sollte nicht einfach ohne Fragen `ausgeborgt‘ werden und wer seine Ruhe haben will, ob im Zimmer oder beim Duschen oder mit FreundInnen, sollte diese auch im möglichen Rahmen zugestanden bekommen.

Auch wenn sich das kleine Geschwisterchen wie ein Rumpelstilzen darüber ärgert oder sich in dramatischem Ton selbst bemitleidet. Einerseits kann man ihnen als Eltern ein Kontrastprogramm anbieten und andererseits müssen sie es einfach manchmal aushalten, nicht überall mitmischen zu dürfen….

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Ein Kommentar

  1. Ich kann das bestätigen. Ich hab immer mit meiner kleinen Schwester solche Streitereien gehabt und hab mich total hilflos gegenüber ihren Eingriffen in meine Privatsphäre gefühlt. Und wir kommen heute noch schlecht mit einander aus…

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