Mit Fremden reden

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In diesem Blog-Beitrag verrate ich euch ein sicheres Rezept zum glücklich werden. Es ist einfach umzusetzen und funktioniert zuverlässig.

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Unser Blick raus in die Welt.

Statt Diäten, Geldgier und Liebessucht kann man sich so einfach nachhaltiges Glück verschaffen. ForscherInnen aus Havard haben dazu Studien zusammengetragen und analysiert. Also was macht uns empirisch belegt glücklich? Überraschenderweise hat Kontaktaufnahme zu Fremden viel mehr Wirkung, als wir das denken.

In einer Studie wurden Menschen vor einem Kaffeehaus abgepasst und gebeten das Personal im Kaffeehaus besonders freundlich und lächelnd zu begegnen. Die Kontrollgruppe bekam den Auftrag möglichst effizient und zeitsparend zu bestellen. Die erste Gruppe war im Vergleich zur zweiten Gruppe nach der Bestellung viel besser gelaunt und zufrieden.

Mit Fremden reden, Fremde anlächeln, ihnen in die Augen schauen – das macht uns glücklich und die Fremden auch.

Das Glück ist ein Vogerl, oder ein Fremder

Glücklichsein ist allgemein schwer. Es gibt ja immer etwas, was besser sein könnte. Auch wenn man ein klares Bild davon hat, was einem glücklich machen würde, kann es Jahre dauern das Leben so zu gestalten, dass es diesem Ideal nahe kommt. Wenn man bis dahin nicht einem neuen Ideal nachjagt.

Rund 50% unserer Glücksfähigkeit ist übrigens angeboren. Manche Menschen sind leider nicht sehr glücklich geboren. Andere tun sich schwer, sich eine positive Lebenseinstellung übers ganze Leben zu erhalten. Vielleicht sind sie von sich, vom Leben oder von den Menschen enttäuscht. Vielleicht haben sie Angst im Alter immer weniger zu sagen zu haben. Die Kontrolle abzugeben kann ein sehr schwieriger Prozess sein. Und sehr viele Menschen tun sich mit dem Alter immer schwerer mit anderen Menschen anzuknüpfen.

Mit Fremden reden ist für alle, ob jung oder alt, ob fröhlich oder verhalten, ein wirksames Rezept glücklicher zu werden. Das kostet kein Geld, keine Planung und jeder kann es immer machen.

Einen Kranz mit der Familie zu binden, macht auch Freude. Aber mit fremden Menschen Kontakt aufzunehmen, wirkt besonders stark auf die Psyche.

Mit Fremden reden

Ich rede urgern mit fremden Leuten aber ich vermeide es auch sehr gerne. Ich bin scheu und habe Angst vor Reizüberflutung. Ich will mit meinen Gedanken allein sein und mich nicht aus Höflichkeit verstellen müssen. Ich habe Angst, dass das Gegenüber keine Empathie zeigt, oder blöd findet was ich sage. Nicht anknüpfen kann. Ich habe auch Angst selbst nicht anknüpfen zu können. Vielleicht blogge ich daher auch gerne. Da setze ich mich nicht direkt einem Gegenüber aus, sondern steuer die Kommunikation allein.

Trotzdem ergeben sich auch für mich auf der Straße, am Amt, in der Hundezone dauernd Gespräche mit Fremden und fast immer sind diese Gespräche sehr sehr nett.

Aus wenig kann man auch viel machen. Die Beeren in Abstand auf den Draht auffädeln und dann um den Kranz wickeln.

Auch, als ich noch in einem unserer Läden stand oder noch früher in unserem kinderfreundlichen Kaffeehaus (Macken) auf der Gumpendorfer Straße oder noch noch früher als Kellnerin hinter der Bar stand, waren die vielen Gespräche immer vitalisierend und haben mich glücklich gemacht.

Auch die nicht netten Gespräche waren aufmunternd und belebend. In der Auseinandersetzung nimmt man sich auch wahr. Die einzigen Gespräche, die wirklich problematisch waren, waren die mit Menschen, die nicht und nicht aufgehört haben zu reden, obwohl man gar keine Fragen mehr gestellt hat.

Auch wenn ein Dienst anstrengend war, ging ich eigentlich immer beseelt nach Hause. Und der Grund waren ganz klar die Kontakte mit den Menschen.

Trotzdem habe ich nie verstanden, dass man daraus eine Glücksformel machen kann.

Bei meinen Eltern hängt der schönste Weihnachtsstern. Meine Großtante hat ihn gemacht. Sie war Modistin.

Fremde spielen eine wichtige Rolle in unserem Leben

Auch andere Studien belegen, wie wichtig fremde Menschen für uns sind. Wir vertrauen uns ihnen  besonders gerne an. Es ist oft leichter Unbekannten von schwierigen Dingen zu erzählen, als unseren Nächsten. Zwei Unbekannte gestehen sich die größten Schwächen ein, geben einander erfrischende unerwartete Tipps und dann gehen sie weiter und sehen sich nie wieder.

Bei meinen Eltern gab es das beste Essen. Safransrisotto mit Paprika, Ente und karamellisierte Orangen.

Ein Freund schickte mir kürzlich diese Beschreibung des amerikanischen Schriftstellers Kurt Vonnegut, der einen guten weiteren Winkel einbringt:

„[When Vonnegut tells his wife he’s going out to buy an envelope] Oh, she says, well, you’re not a poor man. You know, why don’t you go online and buy a hundred envelopes and put them in the closet?

And so I pretend not to hear her. And go out to get an envelope because I’m going to have a hell of a good time in the process of buying one envelope. I meet a lot of people. And, see some great looking babes. And a fire engine goes by. And I give them the thumbs up. And, and ask a woman what kind of dog that is. And, and I don’t know.

The moral of the story is, is we’re here on Earth to fart around. And, of course, the computers will do us out of that. And, what the computer people don’t realize, or they don’t care, is we’re dancing animals. You know, we love to move around. And, we’re not supposed to dance at all anymore.“

Wie spreche ich mit fremden Menschen?

Erst Augenkontakt, dann fällt ein loser Standardsatz als Eröffnung und wird durch eine persönlichere Antwort aufgefangen. Der Dialog mit einem fremden Menschen kann starten.

Ich könnte eine der Hundebesitzerinnen sein, die Kurt fragt, was Nalle für eine Art Hund ist. Ich gehe mehrmals täglich in die Hundezone. Ich rede nicht jedes Mal mit fremden Menschen. Aber mindestens einmal am Tag ergibt sich eine Plauderei. Auch wenn es nur ein kurzes Miteinander ist, gehe ich immer vergnügter weg als ich kam. Manchmal ergeben sich auch intensive persönliche Gespräche. Sie sind psychohygienisch und lenken mich von meinem Alltagsstress und von Grübeleien ab.

Bei uns in der Familie wird gestrickt. Beim Spazierengehen und beim Essen.

Man geht weiter und hat das Gefühl mit der ganzen Menschheit in Kontakt zu stehen.

Auch lustige Nachbarn verbessern unser Lebensgefühl signifikant

Es ist zum Beispiel erforscht, dass wir signifikant glücklicher sind, wenn unsere unmittelbaren Nachbaren  glückliche lustige Leute sind. Wenn wir aus der Wohnung kommen und gleich eine nette Begegnung haben, färbt das unsere gesamte Lebensqualität. Wir werden mit Glücklichsein angesteckt. Physisch und psychisch. Wenn glückliche Leute, mit denen wir uns verbunden fühlen, ein paar Gassen weiter leben, haben sie auch einen positiven Effekt auf uns. Aber einen deutlich geringeren als wenn sie näher wohnen.

Glückliche Freunde, die in einem ganz anderen Viertel wohnen, haben diesen glücklich machenden Effekt kaum mehr. Also, natürlich schon, wenn wir sie persönlich treffen, aber sie heben nicht generell unser Lebensgefühl.

Das merk ich umgelegt auch beim Bloggen. Ein netter Kommentar freut mich ungemein. Aber ein nettes Gespräch mit einem Nachbarn vorm Haus macht mich viel nachhaltiger glücklich.

Will man glücklich werden, sollte man in ein fröhliches Haus ziehen. Ich hab mich immer sehr viel wohler gefühlt, wenn im Haus lustige Menschen gelebt haben und es Geschäfte in der Nähe gab, wo die Stimmung gut war.

Unglückliche Menschen, die wenig Sozialkontakt haben, können schwer mit Glücklichsein angesteckt werden. Sie treffen schließlich wenig glückliche Menschen. Ihr ganzes Weltbild wird dadurch immer negativer eingefärbt. Im Endeffekt schlägt sich das auch bei ihrer politischen Wahlen nieder.

Stadtverwaltungen sollten sich überlegen, wie sie „glückliche Viertel“ planen können und Möglichkeiten schaffen, die den Kontakt zwischen Unbekannten erleichtert. Es gibt sicher kompliziertere Wege die Psychohygiene in der Bevölkerung zu heben.

So schaut übrigens der fertige Kranz aus:

Und so sieht der Weihnachtsstern meiner Großtante aus, wenn er leuchtet.

 

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