Gute Jobs für junge Leute?

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…Gibt es die oder ging es unseren Eltern wirklich so viel besser?

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Es geht nicht allen schlecht. Viele Familien verdienen ganz gut. Nicht wenige haben eine Eigentumswohnung geerbt und sparen sich dadurch einen großen Teil ihrer Lebenskosten. Andere haben es nicht so gut getroffen und kämpfen sich durch den Alltag. Alle vereint die Furcht vor dem sozialen Abstieg der eigenen Kinder. Die Zeiten werden härter, sagen viele. Nur Panikmache oder ist was dran?

Familien, deren Einkommen unter dem österreichischen Durchschnitt liegt, kommen heute nicht weit. Jedenfalls nicht bis zu den traumhaften Stränden an Thailands Küste. Die Einnahmen werden von den Ausgaben schnell aufgefressen: Miete, Strom, Gas, Handys, Auto, Nachmittagsbetreuung, Putzmittel, Schulbedarf, Kleidung, und ein paar Lebensmittel sollten zwischendurch auch eingekauft werden… Statt Thailand wird es dann wohl eher ein Urlaub in Lignano und die Dachterrasse bleibt auch ein ferner Traum. In diesen Familien findet man heute gar nicht wenige AkademikerInnen und viele gescheite tüchtige Mütter und Väter, die sich fragen: „War´s das? Ist meine Arbeitskraft nicht mehr wert? Warum bleibt mir das süße Leben verwehrt?“

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War früher wirklich alles besser?

Haben es unsere Eltern nicht viel leichter gehabt als wir? Sie mussten doch nie um ihren Job zittern. Und haben es unsere Kinder heute nicht auch schwerer als junge Menschen in den 70 er Jahren? Oder geben wir bloß den gesellschaftlichen Entwicklungen die Schuld für unsere eigene Unzufriedenheit?

Wir haben den Soziologen Dennis Tamesberger gefragt, wie sich der Arbeitsmarkt mit den Generationen verändert hat. Er hat die Jobsituationen gestern mit heute verglichen.

Familie Rockt: Tun sich junge Menschen heute schwerer einen guten Job zu bekommen als früher?
Dennis Tamesberger: Junge Menschen haben es heute vor allem am Übergang von der Schule in den Beruf schwer bzw. schwerer als beispielsweise noch in den 1950 er und 1960 er Jahren. Waren damals die Übergangsphasen noch klar und geregelt, gestaltet sich dieser Lebensabschnitt heute oft komplex, brüchig und risikoreich. Oftmals können junge Menschen auch Ende Zwanzig noch nicht nachhaltig im Berufsleben Fuß fassen und bezeichnen sich selbst noch als in einer Übergangsphase.

Mit 30 sind wir also quasi noch immer nicht im Erwachsenenleben angekommen, sondern arbeiten immer noch auf Probe. Dabei sind wir gebildeter denn je! In den frühen 70 er Jahren verfügten 58 % der ÖsterreicherInnen maximal über einen Pflichtschulabschluss. Die Mehrzahl unserer Eltern hatten also keinen Zugang zu höherer Bildung. Heute haben nur mehr 19,4 % der ÖsterreicherInnen die Pflichtschuljahre absolviert. Diesen Bildungs-Boost haben wir vor allem einer Personengruppe zu verdanken: den Frauen. Sie haben nicht nur aufgeholt, sondern die Männer in Sachen Bildung sogar eingeholt.

Hochqualifiziert im Niedriglohnsektor

Es gibt also heute mehr qualifizierte Menschen und übrigens auch mehr Jobs für qualifizierte Menschen. Hört sich spitze an, aber gibt es einen Haken? Ja, leider: Diese Jobs sind heute öfter denn je befristet oder prekär. Und schlechter bezahlt.
Aber wer arbeitet heute vor allem in diesen unsicheren Jobs? Ja, richtig: Frauen. Sie sind es, die sich zum überwiegenden Teil mit den weniger gesicherten und schlechter bezahlten Jobs begnügen müssen. Und weitere 44 % Prozent aller Frauen arbeiten in Teilzeitanstellung ( zum Vergleich nur 7 % der Männer ) und haben deswegen kaum Karrierechancen. Kein Wunder, dass vor allem Frauen den Arbeitsmarkt als unsicher und strapaziös empfinden.

Matura ist Voraussetzung

Trotzdem, die Chancen mit einer guten Ausbildung einen guten Job zu bekommen, sind um vieles höher als mit Pflichtschulabschluss. In Zukunft wird es immer schwerer werden ohne Matura einen Job zu bekommen. Das Risiko mit Pflichtschulabschluss arbeitslos zu sein, ist seit den 90 er Jahren um 30 % gestiegen. Der Arbeitsmarkt kann heute kaum mehr HilfsarbeiterInnen brauchen. Es gibt einfach immer mehr Jobs, die eine Ausbildung voraussetzen. Und das ist gut so, denn je besser die Jobs, desto zufriedener die Menschen, desto höher die Löhne, desto höher die Steuereinnahmen des Staates und desto mehr Geld kann in Innovationen, Bildung und Sozialleistungen fließen. Aber dort sind wir leider noch nicht. Wir haben heute in Österreich ca. 73.400 junge Arbeitslose zwischen 15 und 24 Jahren. Die Mehrheit davon hat nur einen Pflichtschulabschluss.

Dennis Tamesberger: Wichtig ist, dass auch Jugendliche mit weniger guten Zeugnissen, mit gesundheitlichen Einschränkungen oder sozial-emotionalen Auffälligkeiten eine Chance auf eine gute Arbeit bzw. Ausbildung erhalten.

Die logische Antwort auf diese Situation wäre die Gesamtschule bis zur Matura. Wenn alle Kinder gleich viel wert sind, sollte man auch alle gleich lange fördern. Auch wenn sie nicht mit den besten Noten abschließen, nehmen sie trotzdem das Gefühl mit ins Erwachsenenleben, dazugehören und von der Gesellschaft mitgenommen zu werden. Mit etwas Extraförderung werden sie in drei zusätzlichen Schuljahren auch ihre Leistungen in Deutsch, Mathematik und anderen Fächern steigern und sehr viel besser für den Arbeitsmarkt gewappnet sein.

Unnötig Stress machen

Heute überlegen sich viele Eltern, wie sie ihren Kindern einen Bildungsvorsprung verschaffen können. Sie fürchten, dass sie es ohne Vorsprung nicht bis zum Ziellauf schaffen. Der Gesamtschule stehen viele skeptisch gegenüber, weil sie fürchten, dass dann mehr Kinder mit ähnlich guten Voraussetzungen an den Start gehen. Aber diese Angst ist ganz unbegründet und soll kein Argument gegen die Gesamtschule sein. In Zukunft werden viel mehr Arbeitskräfte mit Matura, Facharbeiterausbildung und Studium gebraucht werden. Es gibt Platz für alle. Und wir haben alle was davon, wenn wir in einer sozial ausgeglichenen Gesellschaft leben. Das fördert Innovationen und damit den Arbeitsmarkt und minimiert die Sozialausgaben des Staates. Fazit: Die Zeiten sind wirklich härter geworden, aber nicht für alle: Zum einen für junge Menschen ohne Bildung und zum anderen für Frauen – auch mit Bildung. •

ALLEINERZIEHERINNEN
VS. DIE OBEREN ZEHN PROZENT

Die oberen 10 % der Angestellten verdienen im Schnitt pro Kopf € 4000 netto. Hier findet man 15 % der Männer und 5 % der Frauen. Wer das verdient, kann sich ohne Probleme jedes Jahr einen Familienurlaub leisten, eine Familienkutsche und eine Wohnung mit Balkon. Laut Statistik Austria verdienen Männer im Schnitt netto € 2000 im Monat und Frauen € 1400. So lang du nicht AlleinerzieherIn bist, lässt sich damit auch leben. Als AlleinerzieherIn musst du dir dein Geld sehr genau einteilen, damit sich alles ausgeht. Ein sorgloses Lebensgefühl zu führen ist da nicht leicht.

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