Lügen haben kurze Beine

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Lügen haben kurze Beine, selbstredend wenn Kinder lügen:-) Jeder Mensch lügt hin und wieder – auch Kinder natürlich. Oft aus den selben Grund, wie Erwachsene: Um sich einen kleinen Vorteil zu verschaffen.

„Ich war’s nicht!“ (Stressvermeidung) „Mein Fuss tut weh!“ (Anstrengungsvermeidung) „Ich hab keins gekriegt“‚ (Besitzoptimierung). Gleichzeitig können Kinder noch nicht so gut Realität und Fantasie auseinander halten, was auch zu unwahren Aussagen führen kann.

Welche unterschiedlichen Lügen gibt es und wie sollten wir Eltern sie hantieren?

Freies Fabulieren

Manche Kinder fabulieren sich ununterbrochen ihre eigene Welt zusammen. Das kann sehr reizend, aber auf Dauer auch anstrengend sein. Vor allem kann sich das negativ auf das Kind selber auswirken. Irgendwann sind es seine FreundInnen leid, wenn sie sich auf nichts verlassen können, was es sagt. Was man auf keinem Fall tun sollte, ist dauernd „mitspielen“ und das Kind darin bestätigen, dass das alles stimmt, was es sich zusammenreimt. Gleichzeitig muss man sehr darauf achten, dass man es nicht kränkt. Man sollte ernsthafte und liebe Gespräche über die Nichtveränderbarkeit der Realität führen, ohne die Fantasie des Kindes zu zerbrechen.

Persönliche Wahrheit

Dein Kind kommt von der Schule heim und erzählt, dass es in der Schule keine Freunde hat und man nicht nett mit ihm umgehe. Ein Gespräch mit dem Lehrkörper bringt eine ganz andere Sicht zutage. Das Kind sei vollkommen integriert und immer gut gelaunt. Das allein heißt aber nicht, dass dein Kind lügt. Sprich ernsthaft und verständnisvoll mit ihm. Finde heraus, was wirklich dahinter steckt. Vielleicht gab es ganz spezielle Situationen, in denen es sich wirklich übervorteilt oder allein gelassen gefühlt hat. Vielleicht will es vor den anderen nicht zeigen, dass es sich verletzt gefühlt hat.

Die Wahrheit nicht rauslassen

Dinge zu verheimlichen ist auch eine Art Lüge. Vor allem ältere Kinder bis Jugendliche fangen irgendwann verstärkt damit an. Großteils ist das von uns zu Akzeptieren. Hier geht es um einen Ablösungsprozess und um die persönliche Integrität unserer Kinder. Sie müssen uns nicht alles erzählen.

Übertreiben

Sich nicht ganz an die Wahrheit halten, sondern immer wieder in die Superlative kippen – das tun Kinder, die mehr Aufmerksamkeit haben wollen. Wenn das hin und wieder vorkommt: Kein Problem. Mach‘ kein Ding daraus. Sollte es aber systematisch passieren, sollten wir Eltern das Muster brechen. Meistens ist es leichter, nicht sofort darauf hinzuweisen, wenn die Lüge rausposaunt wird, sondern etwas abzuwarten. Sonst fühlt sich das Kind beschämt. Ein gutes klärendes Gespräch wenn das Geschehene schon in Stück weit in der Vergangenheit liegt, ist leichter verdaulich und außerdem auch eine gesunde Form von Aufmerksamkeit, die man dem Kind schenkt.

Die Schuld auf andere schieben

Diese Form der Lüge sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Denn was passiert, wenn das Kind die Verantwortung seines Tuns nicht tragen will? Es wird einerseits in seinem Reifungsprozess aufgehalten und andererseits – und das ist wirklich problematisch: Jemand anderes wird statt dessen die Konsequenzen seines Tuns tragen müssen. Fast allen Kindern fallt es schwer sich zu entschuldigen. Schon im Alter von drei Jahren wehren sich sich oft vehement dagegen. Wenn sie es aber mal ausgesprochen haben und erleben, dass die Affäre damit beendet ist und alles wieder gut ist, fühlen sie sich sehr erleichtert. Es ist wichtig mit den Kindern Filme und Bücher zu konsumieren, in denen es um Moral geht. Kinder diskutieren gerne moralische Fragen.

Es nicht zugeben

Erkläre deinem Kind, dass es ganz ok ist Fehler zu machen, wenn man es bereut und danach versucht die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. Es ist für alle besser ehrlich zu sein, als zu lügen und Dinge zu verheimlichen. Aber wir als Eltern müssen auch beweisen, dass wir dazu stehen, was wir predigen. Wir sollten uns selber an die Wahrheit halten und wir sollten die Ruhe bewahren und respektvoll bleiben, wenn unsere Kinder einen Fehler oder eine Lüge eingestehen.

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3 Kommentare

  1. Stimmt. Fabulieren kann nett sein, eine wirklichkeitsflucht oder ein hinweiss auf fehlende empathie. Ein junge aus der klasse meines kindes lügt seine mutter pausenlos was vor. Er würde von den anderen kindern dauernd geärgert. Die anderen hätten seine hefte angemalt, und nicht er. Niemand hätte ihm gesagt, dass schularbeit ist…blabla. er hat schon zwei kinder so fest geschlagen, dass sie ins krankhaus mussten und er macht kaum jemals eine aufgabe. trotzdem glaubt ihm die mutter alles und ruft sogar bei den schulkameraden an und beschimpft sie weil sie `so gemein´ zu ihrem armen kleinen sohn seien…es handelt sich um eine reiche anwaltsfamilie. bin neugierig, was aus dem kleinen buben mal wird. sympathisch ist er jetzt schon nicht – leider.

  2. Schöner Artikel. Ich denke, dass es auf den „Schweregrad“ der Lüge ankommt, wenn man darüber ernsthaft reden will. Viele Kinder reden einfach irgendwas aus Quatsch daher, weil sie es lustig finden (z.B.: „Ich habe die ganze Schokolade schon aufgegessen! – Ausgetrixt!!!“). Andere haben jedoch eine Fantasie, die man als Mutter nicht mehr so lustig findet (z.B.: „Mila ist mit dem Fahrrad hingefallen und muss jetzt ins Krankenhaus… Ätsch, stimmt gar nicht!!) Ok, blödes Beispiel, aber dann sollten sich Eltern schonmal eher Gedanken machen.

  3. Fand ich nett, die Einteilung. Vor allem das `schuld auf andere schieben´. ist wirklich eine miese sache. Aber wegen dem Mitspielen. Also wenn mein Kind seine eigene Realität aufbaut. Kann man nicht ein bißchen mitmachen und ihn in seiner Welt unterstützen?

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