Mütter, die Teilzeit arbeiten

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Teilzeit arbeiten heißt nicht undedingt mehr Freizeit…und macht oft weder Mamas noch Kinder glücklich.

arbeit kinder

Wer Kinder hat und arbeitet, hat nie nie nie das Gefühl alle Punkte auf der Liste abhackeln zu können. Das Problem ist: Vor allem wir Mütter tun die ganze Zeit so als ob das sehr wohl ginge. Wenn wir nur ein Bißchen schneller laufen und ein Bißchen mehr auf Multitasking setzen, und nur etwas schneller atmen – dann schaffen wir es schon bis zum Ende der Liste.

Und genau dann, wenn wir einsehen, dass die Liste immer immer immer gewinnen wird, rutschen nicht wenige von uns in die Falle Nummer zwei: Die Halbtagsfalle.

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In Österreich arbeitet die Mehrzahl der Mütter von Kleinkindern nicht. Eine Mehrzahl der arbeitenden Kleinkindmütter arbeitet nur halbtags. Die meisten glauben, sie hätten dadurch mehr Zeit für die Kinder und weniger Stress.

Warum das nicht unbedingt stimmt:

– In vielen Branchen erwarten sich die ArbeitsgeberInnen, dass Halbtagskräfte ungefähr dasselbe Arbeitsvolumen bewältigen wie Vollzeitkräfte. Aber eben in der Hälfte der Zeit und mit dem halben Gehalt. Das bedeutet: Viel Stress. Wenn man heimkommt, kann man den Arbeitsalltag nicht einfach abschütteln.

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– Wenn du weniger arbeitest, bedeutet das fast automatisch, dass dein Partner (Partnerin) statt dessen mehr arbeiten muss. Das bedeutet wiederum nicht nur, dass ihr zwei weniger Qualitätszeit miteinander habt, sondern vor allem, dass du seinen (ihren) Part des Haushalts mitübernehmen musst! Und während du den Geschirrspühler einräumst, verdienst du definitiv kein Geld.

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– Internationale Studien belegen, dass halbtagsbeschäftigte Frauen nicht mehr Qualitätszeit mit ihren Kindern verbringen, als vollzeitarbeitende Mütter. Dafür sind sie aber viel gestresster, unglücklicher und viel häufiger von Armut betroffen.

– Auf längere Sicht bringt Teilzeit große finanzielle Nachteile mit sich. Wenn sich Mütter von ihren LebenspartnerInnen trennen, können sie sich mit einem Teilzeitgehalt kaum mehr die Miete leisten. Auch auf die Pension wirkt sich diese Beschäftigungsform natürlich schmerzhaft aus. Daran denkt man nicht, wenn man um die 30 ist. Aber zehn Jahre später ist es fast zu spät um was dagegen zu unternehmen.

Wie kann ich Vollzeit arbeiten und nicht verzweifeln?

Wenn man Vollzeit arbeitet, sollte man darauf achten, dass der Tagesablauf möglichst unkompliziert strukturiert ist. Lieber Vollzeit arbeiten und einen Kindergarten ums Eck vom Wohnort wählen, als Teilzeit arbeiten und jeden Tag stundenlange Kindergarten-Anfahrtswege in Kauf nehmen, weil sie dort bspw. Musikfrühförderung anbieten. Dein Kind wird deswegen höchstwahrscheinlich auch kein Musikgenie werden. Du hingegen verdienst jedes Monat ein paar hundert Euro weniger um in der U-Bahn deine Lebenszeit abzusitzen. Dieses Geld geht euch ab und solche Tagesabläufe frustrieren.

Bei der Schulauswahl kann man darauf achten, dass Zusatzkurse, wie Klavier, Fussballd etc. direkt in der Schule abgehalten werden. Das spart Abhol- und Hinbringstress. Viele öffentliche Schulen bieten Zusatzmodule im Haus an.

Wenn du und dein Partner (oder Partnerin) unterschiedliche Arbeitszeiten habt, könnt ihr euch das Hinbringen und Abholen so einteilen, dass die Kinder nicht 9-10 Stunden in Betreuung sind. Wer später Dienst hat, bringt sie hin und wer früher aus hat holt sie ab. Das schwächt auch das schlechte Gewissen ab und es halbiert den Abhol-Stress. Wer Teilzeit arbeitet, muss meistens die Kinder sowohl hin als auch zurückbringen und sieht den Partner oder die Partnerin genauso wenig, wie wenn sie Vollzeit arbeitet.

Wozu Mütter eigentlich da sind

Wir haben aus der Mutter eine Art Allroundgöttin gemacht, die alles bewerkstelligen kann und muss. Es liegt 100% in ihrer Hand, dass die Kinder rundum glücklich sind und sie muss daher immer da sein. Ohne sie können die Kinder quasi nicht atmen. Dabei ist die Mutterrolle in Wahrheit guter Stück pragmatischer veranlagt. Nicht, dass Mütter auch lustig und lieb sein sollten – zumindest hin und wieder. Aber ein großer Anteil nimmt die Schaffung guter Lebensbedingungen ein. Sie (und auch der Vater) sollen in der Lage sein, ein praktikables Lebensumfeld zu gestalten.

Kinder leiden daher nicht unter der Vollberufstätigkeit von Müttern. Sie brauchen keine Mutter, die viel da ist, sondern eine die ein gutes Lebensumfeld schaffen kann, die zuverlässig und zuversichtlich ist. Kinder mit vollberufstätigen Müttern tun sich später im Leben leichter einen Beruf zu finden, der ihnen Freude macht (das trifft sowohl für Mädchen als auch für Buben zu). Sie trauen sich als Erwachsene dasselbe zu, was auch die eigene Mutter schon geschafft hat. Und eines der wichtigsten Dinge, die sie sich zutrauen sollten, ist es für sich zu sorgen und keine Existenzängste zu haben. Eine Supermutter kann ihren Kindern genau diese Sicherheit weitergeben. Wer das nicht von der Mutter gelernt hat, geht mit Ängsten ins Leben.

Wenn die Mama dann auch hin und wieder lustig und lieb sein kann, an ihren Kindern interessiert ist und das auch zeigt, ist das großartig. Sie darf aber ruhig auch mal schlecht gelaunt sein, oder schimpfen wenn die Kinder nerven, weil das auch dazu gehört, wenn man die Kinder realistisch spiegeln will.

Aber: Kinder haben auch ein eigenes Leben. Sie erleben so viel im Kindergarten und in der Schule ohne Eltern und denken dabei auch selten an die Mutter. Sie brauchen in dieser Zeit auch keine Mutter um sich. Sie sind autonom in einer ihnen vertrauten Umgebung. Es wäre fatal, wenn die Mutter immer da wäre. Dann hätten die Kindern keine eigene Erlebniswelt, sondern würden in einer Symbiose leben. Wer in einer Symbiose lebt, kann kein eigenes Selbst entwickeln.

Ein schlechtes Gewissen zahlt sich also nicht aus. Stattdessen sollte man punktuell nette Ausflüge oder Unternehmungen einplanen, die den Kindern im Gedächtnis bleiben. Einmal im Monat entspannt gemeinsam im Bett einen Tee zu trinken und ein Buch vorzulesen oder einmal im Monat gemeinsam schwimmen gehen und nachher einen Kaukau trinken gehen etc. wiegt mehr, als jeden Tag miteinander Alltag zu verbringen.

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5 Kommentare

  1. geht sicherlich mit einem Partner bzw einer Partnerin oder Familie im Umfeld, doch ich als Alleinerzieherin ohne Familie in der Nähe, tu mir da weniger leicht.

  2. Völlig richtig. Kann das Geschriebene voll unterstützen und die Empfehlungen nur allen (werdenden)Mütter ans Herz legen: kurze Karenz, dann wieder Vollzeit in den Job zurück.
    Denn: Vollzeit heisst auch volle Gage und volle Versicherungszeiten für zb Pension

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